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Wie liest man Bücher?

10 Tipps aus dem Klassiker „How to Read a Book“ von Mortimer Adler, die dein Leseerlebnis für immer verbessern werden.

„Mehr Konsequenzen für Gedanken und Tat folgen aus der Annahme oder Ablehnung von Gott, als durch die Beantwortung jeder anderen grundsätzlichen Frage.“

Dies war die eloquente Antwort des amerikanischen Philosophen und Schriftstellers Mortimer Adler (* 28. Dezember 1902 in New York; † 28. Juni 2001) auf die Frage seines Interviewers, weshalb der Abschnitt über Gott das mit Abstand größte Thema ist, das in der epochalen 60-bändigen Buchreiche „Great Books of the Western World“ behandelt wird.

Mortimer Adler liebte Bücher und verstand es weise Einsichten einfach zu vermitteln:

„Bei guten Büchern geht es nicht darum, wie viele du von ihnen durchbekommst, sondern wie viele durch dich hindurch dringen.“

Um mit uns seine Jahrzehnte lange Erfahrungen mit dem Lesen von Büchern zu teilen, schrieb Mortimer Adler zusammen mit Charles Van Doren das Buch: „How to Read a Book: The Classic Guide to Intelligent Reading“.

In diesem Ratgeber werden jedem Leser wichtige Tipps ans Herz gelegt. Egal, ob du ein Bücherwurm bist oder nur ab und zu ein Buch in die Hand nimmst, du hast jetzt die Chance dein Lesen für immer zu verbessern.

Warum ist es wichtig, gut lesen zu können? Weil dein Verstand eines der schönsten Geschenke ist, die der Schöpfer dir gab. Dein Verstand wächst im Laufe deines Lebens ständig. Gleichzeitig formt und verwandelt er deine Lebenserfahrung.

Dabei sind Bücher keine Extraoption – sie sind der Schlüssel, um das Potenzial deines Verstandes freizusetzen. Bücher können dir helfen, tieferen Einblick und Erkenntnis in verschiedensten Bereichen zu bekommen. Bücher sind tiefe Brunnen eingefrorener Weisheit von den besten Denkern und Machern unserer Menschheitsgeschichte. Wie genial ist es, dass du die Möglichkeiten hast in die Gedanken von Menschen einzusteigen, die bis zu tausenden von Jahren vor dir gelebt haben?

Lesen ist eine Fähigkeit, die du ständig verbessern kannst. Wie jede Fähigkeit kann sie geübt und gemeistert werden, egal wer du bist, wie viel du liest oder von welchem Niveau aus du startest.

Bist du bereit? Let’s go!

1. Begutachte das Buch, bevor du es durchliest

Viele Menschen möchten durch das Erlernen von Speed Reading wertvolle Zeit sparen. Allerdings kannst du noch viel mehr Zeit sparen, wenn du schon vorher die richtige Entscheidung darüber triffst, was du lesen wirst. So sind viele Sachbücher es nicht Wert, durchgelesen zu werden. Hier kommt die Idee des Inspektionslesens ins Spiel. Folgenden Fragen solltest du danach beantworten können:

Um was geht es in diesem Buch?

Um was für eine Art Buch handelt es sich?

Um diese Fragen zu beantworten, kannst du die folgenden Elemente überfliegen: Titel, Klappentext, Inhaltsangabe, Illustrationen und fettgedruckte Überschriften. Nachdem du einen ersten Eindruck hast, entscheide, ob das Buch deine Aufmerksamkeit verdient. Verschwende deine wertvolle Lebenszeit nicht durch das Lesen von schlechten Büchern! Solltest du wertvolle Abschnitte oder Kapitel in einem Buch entdecken, dann filtere sie heraus, ohne dem „Ganz oder gar nicht“-Paradigma zu verfallen.

2. Lese mit Sinn

Lesen sollte kein Selbstzweck sein. Lese Bücher, weil du an einem bestimmten Thema interessiert bist. Noch besser: lese ein Buch, das du lesen musst, um bestimmte wertvolle und relevante Informationen für dein Leben zu erhalten.

3. Hauptargumente und Beweise sind wichtiger als Details

Versuche beim Lesen ein Verständnis für die grundsätzlichen Argumente des Autors zu bekommen und den roten Faden durch das Buch nachzuvollziehen. Beachte vor allem das Ende von Abschnitten oder Kapiteln, da sich an diesen Stellen die Gedanken des Autors meist zusammenfassend konzentrieren. Mortimer Adler nennt diese Vorgehensweise analytisches Lesen. Dazu gehören:

– Notizen

– Unterstreichen und Zusammenfassen wichtiger Stellen

– Das Einfügen von Symbolen wie eine Glühlampe für wichtige Erkenntnisse, ein Fragezeichen für wichtige Fragen des Autors oder ein Blitz für Problemstellungen

Frage dich als erstes:

Was war das Ziel des Autors, als er sich entschied dieses Buch mit diesem Titel zu schreiben?

Der Titel eines Buchs kann dir dabei helfen, das Hauptthema des Buches zu entdecken. Wenn du das Hauptthema verinnerlicht hast, dann wirst du spätere komplizierte Themen mit dem übergreifenden Leitmotiv einfacher verbinden können.

Danach empfiehlt sich das Hauptthema des Buches zu weiter zu entpacken, indem du den Inhalt in wenigen eigenen Sätzen zusammenfasst und die verschiedenen Unterthemen auflistet. Der Knochenbau eines Buches besteht aus dem Hauptthema oder Leitmotiv, während die Unterthemen das Fleisch darstellen. Bei längeren Bücher können dir Mindmaps dabei helfen, die Verknüpfungen von Unterthemen und verschiedenen Teile eines Buches zu visualisieren.

4. Verwende mehrere Formen des Lesens

Anstatt eine Buchseite nur mit deinen Augen zu überfliegen, könntest du wichtige Informationen aufschreiben, darüber nachdenken, diese durch Skizzen veranschaulichen und am wichtigsten: das Gelesene in die Praxis umsetzen. Dies wird dir helfen, die Lektionen tiefer in deinem Kopf zu verankern.

5. Nimm dir für die Verarbeitung Zeit

Kennst du diese Wetten: 60 Bücher pro Jahr oder 4 Bücher pro Woche? Das ist Mist. Stopfe dich nicht mit Büchern voll, nur um sagen zu können, wie viele Bücher du gelesen hast. Nimm dir stattdessen Zeit, um über das Gelesene nachzudenken. Dann werden dich die Inhalte leichter verändern und einen bleibenden Fußabdruck hinterlassen. Wende das Gelernte direkt an, anstatt dein Gehirn mit Informationen zu überfluten.

Ein Praxistipp: Klappe das Buch nach dem Lesen zu und nehme dir fünf Minuten Zeit, um über das Gelesene nachzudenken und für dich die wichtigsten Erkenntnisse zusammenzufassen.

6. Fokussiere dich auf hochwertigen Inhalt

Hochwertige Inhalte sind Elemente im Buch, aus denen du die meisten Informationen mit dem geringsten Aufwand abgreifen kannst. Beispiele sind: Titel, Klappentext, Inhaltsangabe, Illustrationen und fettgedruckte Überschriften. Oft müssen Autoren ihre Bücher mit nicht notwendigen Informationen auffüllen.

7. Lese gute Bücher mehrmals

Dieser Tipp ist offensichtlich: Je öfter du ein Buch liest, desto mehr verinnerlichst du die Inhalte. Lese Bücher öfters, die eine große und gute Auswirkung auf dein Leben hatten. Verschwende deine wertvolle Zeit nicht mit dem erneuten Durchlesen von langweiligen Büchern. C.S. Lewis sagte hierzu:

„Nach dem Lesen eines neuen Buches ist es eine gute Regel, sich niemals ein neues zu erlauben, bis Sie ein altes dazwischen gelesen haben.“

8. Mach dich mit dem Autor bekannt

Autoren und Herausgeber können durch monetäre Anreize voreingenommen sein. So schreiben bspw. Ghost Writer nach einem Online Research über Themen, bei denen sie gar keine Erfahrung vorweisen können. Auf der anderen Seite kannst du die Bücher besser einordnen, wenn du mehr über den Autor in Erfahrung gebracht hast, wie etwa Lebensgeschichte, Werte und Weltbild oder vorangegangene Veröffentlichungen.

9. Verstehe den Kontext

Verstehe wann ein Buch geschrieben wurde und warum es geschrieben wurde. Brandon Nankivell bringt als Beispiel das Buch „Traumdeutung“ von Sigmund Freund, welches in einer Zeit veröffentlich wurde, wo Menschen nicht genau wussten, was Träume sind. Selbst moderne Traumpsychologie Bücher beziehen sich noch immer auf Freuds Ideen, obwohl seine Ideen nicht notwendigerweise korrekt sind.

10. Hinterfrage die Bedeutung und Logik

Betrachte das Lesen wie eine Unterhaltung mit dem Autor. Aktives Lesen ist wie aktives Zuhören. Nähere dich jedem Buch mit einem aufgeschlossenen Verstand. Vergiss dabei nie, dass Bücher unvollkommene Erzeugnisse von unvollkommenen Kreaturen sind. Nobody is perfect!

Behandle nicht alles was du liest als starre Fakten. Frage nach und fordere die Aussagen eines Buches heraus. Deshalb ist eine der wichtigsten Lektionen, das Buch für dich selber zu bewerten.

Es hilft dir nicht sich an die Inhalte eines Buches zu erinnern, das irrelevant für dich ist. Selbst wenn du alles korrekt verstanden hast, ist dies bedeutungslos, wenn die Logik eines Buches von Natur aus fehlerhaft ist. Nachdem du das Buch zugeschlagen hast, frage dich:

1. „Ist das wahr?“ und falls ja,

2. „Na und?“

Überprüfe zuerst die Logik des Buches, denn wenn die Logik fehlerhaft ist, dann ist das Buch irrelevant. Schaue nach, ob es widersprechende Aussagen an verschiedenen Stellen gibt, ob Argumente unvollständig stehengelassen werden oder ob das Buch daran scheitert, seine eigene Hauptfrage zu beantworten.

Kritisiere und beurteile ein Buch erst, wenn du es selbst und den Autor gut verstanden hast und nicht emotional befangen bist. Widerspreche nicht grundsätzlich oder stimme nicht zu, nur weil es sich „richtig anfühlt“. Bilde dir deine eigene, objektive Meinung und entscheide dann. Um vorschnelle Urteile zu vermeiden, hilft ein kleiner Selbsttest: Solltest du die Position des Autors nicht besser als der Autor wiedergeben können, dann hinterfrage dich, ob du dich gut genug auskennst, um den Autor zu korrigieren. Dies ist allerdings keine notwendige Voraussetzung für eine inhaltliche Kritik des Gelesenen.

Nimm diese Tipps, um dein Leseerlebnis auf ein neues Level zu heben und mit Walt Disney einzustimmen:

„Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel… und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen.“

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