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Sieben Tragsäulen deiner Identität

Wodurch definierst du dich? Entdecke in diesem Impuls 7 zentrale Zusagen Gottes, die ein stabiles und wahres Fundament für deine Identität liefern. Jeder braucht ein gefestigtes inneres Selbst.

Wer bin ich?

Diese Frage trieb den Pastor, Agent und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) während seiner Haft 1943-1945 in Berlin um. In diesem Gedicht behandelt er existenzielle Fragen:

 „Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest, wie ein Gutsherr aus seinem Schloß. […]

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?

Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe […]

Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?“

Diesen existenziellen Fragen über unsere Identität müssen wir uns auch heute stellen: Wer kann mir sagen, wer ich bin? Was sagen andere und ihre Einschätzungen über mich? Bin ich nicht selbst vielen Stimmungen, verschiedenen Lebensphasen und Erfahrungen ausgesetzt? Bleibt wer ich bin, wer ich werde, wer ich sein soll, ein Geheimnis, das sich nur Schritt für Schritt enthüllen lässt?

Bei all den Fragen und der Ungewissheit kommt D. Bonhoeffer am Ende zur entscheidenden Feststellung, die unveränderlich wie ein Fels in der Brandung feststeht. Diese Feststellung offenbart eine Identitätsgewissheit, die jenseits aller Fragen steht:

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

Was trägt deine Identität?

In seinem empfehlenswerten Buch „Von der Kunst, sich selbst zu führen“ stellt Thomas Härry im Kapitel über die Selbstklärung die folgende essenzielle These auf:

Wenn wir beginnen, den zentralen Zusagen Gottes von Herzen zu trauen, stehen unsere Identität und unser Selbstbild auf einem verlässlichen Boden. Wenn wir sie als Wahrheit Gottes über uns annehmen und bejahen, können uns Lebenslügen und destruktive Gefühle wie Minderwertigkeit und Selbstablehnung nicht länger blockieren.“

Diese zentralen Zusagen Gottes stellt T. Härry als sieben Säulen einer stabilen, christlichen Identität dar. Wenn du die nachfolgende Zusammenfassung über die Säulen liest, dann nimm dir bitte Zeit, über jede einzelne Säule nachzudenken.

I. Gewollt

Bibelvers

„Du bist es, … der mich im Leib meiner Mutter gewoben hat. Ich preise dich, dass ich so herrlich, so wunderbar geschaffen bin …“ (Psalm 139,13-14a)

Auf den Punkt

Ich bin von Gott gewollt und wunderbar geschaffen!

Kurzbeschreibung

Empfängnis ein Unfall, geplante Abtreibung, kein Wunschkind und Enttäuschung der Eltern – die Welt kennt 1000 Gründe, weshalb ein Mensch die Überzeugung in sich tragen kann, ungewollt und ungeliebt zu sein. Gott wollte dich auf jeden Fall und unbedingt! Was auch immer in deinem Leben infrage gestellt ist, dieses Eine ist es nicht: Ich bin von Gott gewollt, wunderbar geschaffen und kein Zufallsprodukt.

II. Gekrönt

Bibelvers

„Du hast ihn (den Menschen) wenig geringer gemacht als Gott, mit Ehre und Hoheit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gesetzt über die Werke seiner Hände, alles hast du ihm unter die Füße gelegt“ (Psalm 8,6-7a)

Auf den Punkt

Als Gotteskind bin ich mit Ehre ausgestattet und Hoheit gekrönt!

Kurzbeschreibung

Gottes Fingerabdrücke sind auf dir zu finden. In uns Menschen strahlt Gottes Wesen wider und seine Spuren sind tief in unser menschliches Wesen eingegraben. Du darfst wissen, dass keine Sünde diese Spuren vernichten vermag. Gottes Hoheit und Würde färben somit auf uns ab und in Gottes Augen bist du unendlich wertvoll. David beschreibt in einem Psalm, wie wir Gott uns mit Gnade und Barmherzigkeit krönt (Psalm 103,4). Wir sind gekrönte Gottes und wir dürfen uns erinnern: Ich bin mit Ehre ausgestattet und mit Hoheit gekrönt.

III. Angenommen

Bibelvers

„So spricht der Herr, dein Schöpfer …, der dich gebildet hat …: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir“ (Jesaja 43,1)

Auf den Punkt

Ich bin unwiderruflich angenommen bei Gott!

Kurzbeschreibung

Kein Versagen von dir kann Gottes Treue aufheben. Wenn du an Gottes Ja zu dir festhältst, gelten dir diese Worte genauso wie damals dem israelitischen Volk. Du bist und bleibst Gottes kostbares Eigentum (vgl. Epheser 1,11). Du trägst Gottes Namen, sein Siegel, durch den Heiligen Geist lebt er in dir und darfst darauf vertrauen: Du bist unwiderruflich angenommen bei Gott.

IV. Versorgt

Bibelvers

„Der Herr ist mein Hirte, ich habe alles, was ich brauche. Er lässt mich in grünen Tälern ausruhen, er führt mich zum frischen Wasser. Er gibt mir Kraft. Er zeigt mir den richtigen Weg um seines Namens willen.“ (Psalm 23, 1-3)

Auf den Punkt

Ich werde von Gott versorgt und geführt!

Kurzbeschreibung

In dem bekanntesten Psalm Davids wird Gott als treuer Versorger, Beschützer und Gastgeber vorgestellt. Unabhängig von deiner Lebenslage hast du Gottes Versprechen, dass er deine Bedürfnisse kennt. Er möchte dir geben, was du am meisten benötigst. Es kann sein, dass es von deinen Wünschen abweicht. Vertraue darauf, dass Gott weitersieht, als du es kannst. Traue ihm zu, dass du alles bekommst, was nötig ist, damit du den nächsten Schritt gehen kannst! Fokussiere dich auf diese innere Ausrichtung: Ich werde von Gott versorgt und geführt!

V. Geliebt

Bibelvers

„Der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich Jauchzen fröhlich sein“ (Zefanja 3,17)

Auf den Punkt

Ich werde von Gott geliebt und umjubelt!

Kurzbeschreibung

Diese Zusage in Zefanja galt ursprünglich dem Volk Israel, obwohl es schuldig geworden war und Gottes Gericht provozierte. Doch Gott blickte weit voraus und erinnerte sie, wie wertvoll sie in seinen Augen waren. Diese Worte gelten dir als Kind Gottes genauso. Eine Sache treibt Gott mehr an als vieles andere: seine Zuneigung, seine Freude und seine Liebe für uns Menschen. Sogar Gottes eingeborenen Sohn, Jesus Christus, hat er für dich hingegeben. Die Menschwerdung Jesu und sein Opfer am Kreuz Golgathas ist der ultimative Liebesbeweis Gottes (vgl. 1. Johannes 4,9). Somit verwandelt sich das Kreuz als Symbol eines Folter- und Hinrichtungsinstruments für uns in ein für immer bestehendes Wahrzeichen der Liebe Gottes, egal wie du dich gerade fühlst oder was du denkst und glaubst. Er hat dich im Visier und möchte dir seine Begeisterung für dich zeigen. Mach deine Augen auf und du wirst erkennen, wie sehr Gott dich liebt.

VI. Festgehalten

Bibelvers

„Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir! Hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ja, ich stehe dir bei! Ja, ich halte dich mit der rechten Hand meiner Gerechtigkeit!“ (Jesaja 41,10)

Auf den Punkt

Ich bin und bleibe von Gott getragen!

Kurzbeschreibung

In einschüchternden Momenten unseres Lebens schleicht sich die Angst in unserer Seele ein, wir seien uns selbst überlassen und von Gott nicht beachtet. Das Gefühl vom fernen Gott, der keine Zeit hat, sich nicht kümmert und uns nicht festhält. Was meinst du, warum der häufigste Zuspruch der Bibel aus den folgenden drei Worten besteht: „Fürchte dich nicht“? Die Furcht möchte uns wie ein Dieb die Gewissheit rauben, dass wir als Christen immer und unauflöslich von Gottes Gegenwart umgeben sind. Dass uns nichts aus seiner Hand reißen kann (vgl. Johannes 10,26). Dass wir alleine Gott zu fürchten haben (vgl. Hebräer 13,5-6). Mache deshalb dieses Bekenntnis zu einem deiner Leitsätze: Ich bin und bleibe von Gott getragen.

VII. Gesegnet

Bibelvers

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus“ (Epheser 1,3)

Auf den Punkt

Ich werde und bin überreich gesegnet!

Kurzbeschreibung

Ein Ort zum Wohnen, der geheizt und regendicht ist. Ein Bett zum Schlafen. Kleider zum Anziehen. Genug zu essen. Schuhe. Ein Telefon. Ein Fahrrad. Luft zum Atmen. Eine Brille. Eine Schulausbildung. Einen Arbeitsplatz. Medizin oder einen Herzschrittmacher. Ein Arzt oder Krankenhäuser im Umkreis von 40 Kilometern. Eine Kirche. Nachbarn, Freunde, Familie – Menschen, die du kennst und magst. Bücher. Geniale Musik oder einen guten Film. Du kannst hören, sehen, riechen, schmecken und tasten. Beine, mit denen du dich fortbewegen kannst. Ein Lieblingsplatz in der Stadt oder in der Natur. Du genießt Freiheit in deinem Land. Gewissheit des Glaubens. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Gegenwart Gottes im Herzen. Kraft und Lenkung Gottes im Alltag. Reich Gottes in dir, um dich herum, inmitten dieser Welt. Eine Berufung und einen Sinn in deinem Leben. Du kennst die Herkunft und das Ziel allen Lebens. Trifft etwas davon auf dein Leben zu? Die Hälfte oder noch mehr? Dann kannst du feierlich bezeugen: Ich wurde und bin überreich gesegnet.

Trägerbalken für die Seele

Wir Menschen benötigen einen inneren Halt und ein festes Fundament für unsere Identität. Geeignet hierfür sind tief im Herzen verankerte Wahrheiten und Überzeugungen, so wie die sieben vorgestellten Bausteine unserer Identität. Einige dieser Trägerbalken deiner Seele sind Wahrheiten über das Wesen Gottes. Davon ausgehend können Wahrheiten über uns selbst abgeleitet werden, die dein Selbst stabilisieren und fest in Gott verankert.

Wenn wir unseren stabilen inneren Halt verlieren, indem wir Gottes Wahrheiten vergessen oder ihnen nicht mehr trauen, dann beginnen wir uns verstörend zu verhalten. Die einen pusten ihr Ego auf und geben an, um die innere Verunsicherung zu verstecken. Die anderen ziehen sich zurück, brechen zusammen oder geraten in Panik. Paulus betrachtet in seiner Analyse im Brief an die Römer den Unglauben gegen Gott als Ausgangspunkt und größte Sünde. Auch bei deiner Identität will dich das Böse durch zerstörerische Gedanken und Zweifel über die Zusagen Gottes zu Unglauben bringen. Deshalb ist es wichtig, dass du in der tiefsten Seelennacht dich an die Zusagen Gottes klammerst und durch diese Tat Glauben zeigst. Mit Jesu Kraft in dir und deinem „Dennoch“-Glauben wirst du auch die längste Nacht überstehen.

Deshalb ist es wichtig, sich diese Wahrheiten immer vor Augen zu halten. Das innere Gleichgewicht befähigt, komplizierte Aufgabenstellungen, zähe Konfliktfälle oder schmerzhafte Rückschläge auf reife Weise anzugehen und zu verarbeiten. Ein gefestigtes Selbst wirkt sich auf den Umgang mit uns selbst und unseren Mitmenschen aus. Unsere Beziehungen und Gestaltung unserer Aufgaben werden davon beeinflusst. Deshalb sollten die Selbstklärung und das Ziel eines gefestigten Selbst auf deiner Agenda ganz oben stehen.

Fazit

Für D. Bonhoeffer stand fest, dass trotz innerer Zerrissenheit und Unsicherheit über das eigene Selbstbild eine zentrale Botschaft uns auf festen Boden stellen kann. Dieser feste Boden ist Gottes Gegenwart in unserem Leben. Paulus hat der Gemeinde in Rom diese zentrale Erkenntnis in folgenden Versen ausgedrückt:

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,38-39)

Ich wünsche dir, dass das du in allen Lebenslagen mit D. Bonhoeffer deine Identität von Gott her definierst:

„Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“

Open Doors hat diese Identitätsstiftung auf dem Jugendtag 2019 in Karlsruhe durch folgende Reihenfolge veranschaulicht:

Wir sind keine Helden –> Jesus ist DER HELD –> Mit Jesus in uns werden wir zu SEINEN Helden

Wir erkennen oft, dass wir selbst schwach sind. Das stimmt. Aber Christus in uns – das hat Kraft!

Weiterführende Tipps

  • Verinnerliche die oben genannten Bausteine und Wahrheiten einer stabilen Identität
  • Lerne die Bibelverse über deine Identität auswendig
  • Ergänze die Bausteine mit weiteren Wahrheiten Gottes
  • Rufe dir die Zusagen Gottes in Erinnerung, wenn sich abwertende Gedanken einnisten
  • Suche dir Freunde, die dir Ermutigungen von Gott her zusprechen
  • Sei dir bewusst: das Ganze ist eine Lebensaufgabe. Es wird immer wieder Momente der Erschütterung geben, in denen dein Selbst ins Wanken kommt. Klammere dich an die Zusagen Gottes darüber, wer du bist und was er für dich tat, tut und tun wird.

Quellen

Von der Kunst, sich selbst zu führen, Thomas Härry, 2016, 4. Auflage, SCM R. Brockhaus

Widerstand und Ergebung: Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, Eberhard Bethge (Herausgeber), Dietrich Bonhoeffer (Autor), 2011, 1. Auflage, Gütersloher Verlagshaus

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