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Gebet Teil II – Das Geheimnis großer Kraft

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Lesezeit: 10 Minuten – Beten hat eine Wirkung, die unsere Vorstellungen sprengt. Gebet entfesselt die Kraft Gottes in unserem Leben.

 

Nachdem wir uns zu Beginn über die Notwendigkeit des Gebets und Bedeutung der Stille vor Gott Gedanken gemacht haben, schauen wir uns im zweiten Teil dieser Artikelreihe die Wirksamkeit des Gebets an. Was geschieht, wenn Menschen beten und wie handelt Gott durch das Gebet an uns? Es werden drei Bereiche herausgegriffen: Zuerst werden wir sehen, was Gott in uns tut. Danach betrachten wir, was er uns geben möchte und zuletzt schauen wir darauf, was Gott selbst tut.


Wenn der Heilige Geist Menschen erfüllt

Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott… Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut. Apostelgeschichte 4,24.31

Wir lesen hier wie die erste Gemeinde sich zum Beten versammelte und welch eine gewaltige Reaktion sie auf ihre Gebete erlebten. Das Wirken Gottes als Antwort auf ihr Beten war so stark, dass selbst die Erde bebte. Auch wenn es vielleicht die wenigsten von uns schon einmal erlebt haben, dass die Erde aufgrund des Gebetes anfing zu erbeben, gibt es trotzdem zwei Auswirkungen, die unweigerlich mit dem Beten für alle geschehen. Erstens wurden die Beter mit dem Heiligen Geist erfüllt und zweitens begannen sie das Wort Gottes mit Freimut zu reden. Freimut entspringt dem mittelhochdeutschen Wort vrîmuot und bedeutet so viel wie freier, kühner Mut. Wahre Freiheit zeigt und bewährt sich im Freimut und ist eine der unbeugsamsten Kräfte, die einen Menschen bewegen können. Robert Frost bringt es auf den Punkt:

„Freiheit liegt darin, kühn zu sein.“

Die Menschen, die das Wirken Jesu miterlebten, zeigten oft verschiedene Reaktionen. Sie wunderten sich so über die Vollmacht der Lehre Jesu und ebenso über die Predigten von Paulus, Petrus und den anderen Aposteln, dass sogar davon die Rede ist, dass sie sich entsetzten, erschraken oder einfach nur staunten.

Über die freimütigen Verkündiger des Evangeliums heißt es außerdem, dass sie voll Geistes waren. Im vierten Kapitel der Apostelgeschichte können wir nacherleben, wie der einfache Fischer Petrus zu einem freimütigen Prediger wird und erfüllt mit dem Heiligen Geist dem Hohen Rat ins Gesicht sagt:

Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden. Apostelgeschichte 4,10-12

Die Vollmacht und die Ausrüstung mit dem Heiligen Geist für das Wirken und die Verkündigung der Gläubigen resultierten aus dem Gebet. Bevor Jesus mit seinem Dienst begann, begab er sich 40 Tage in die Wüste, wo er fastete und betete. Das Gebet bemächtigte Jesus und auch die anderen Diener Gottes und in der Kraft des Heiligen Geistes überkam sie der Freimut das Evangelium zu predigen. Wie ein loderndes Feuer, das durch einen kleinen Funken ausgelöst dazu imstande ist einen ganzen Wald zu verbrennen, so entfesselt auch das Gebet wie dieser kleine Funken die Kraft Gottes und macht aus einfachen Menschen gewaltige Werkzeuge für das Reich Gottes.

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„Das wichtigste im Leben ist das Gebet. Wenn ich das Gebet auch nur einen Tag vernachlässige, verliere ich einen großen Teil des Glaubensfeuers.“ John Wesley


Gott erkennen

Die nächste große Auswirkung des Gebets liegt in der Erkenntnis Gottes. In vielen Briefen des Apostels Paulus an die Gemeinden schreibt er gleich am Anfang, dass er ausdauernd für die Gemeinden betet. Für Paulus ist es klar, dass es ohne Gebet kein geistliches Wachstum und keine geistliche Erkenntnis geben kann:

„… und gedenke euer in meinem Gebet, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt…“ Epheser 1,16b-18a

Geistliche Erkenntnis und die Vertiefung in der geistlichen Wirklichkeit Gottes kann man nicht einfach durch reinen Intellekt und Bildung erwarten. Obwohl ich sehr für ein mündiges Christsein plädiere, welches ohne den Gebrauch der eigenen Vernunft und dem Forschen und Ringen nach der Wahrheit nicht geben kann, hat jede menschliche Erkenntnis seine Schranken und ist auf das Wirken Gottes angewiesen. Dies gilt umso mehr für die geistliche Dimension. Es ist eine der Hauptaufgaben des Heiligen Geistes das Handeln Gottes in Christus uns Menschen zu offenbaren. Ein Mensch kann Gott ohne die Wirkung des Heiligen Geistes nicht erkennen. So sagt auch Jesus selbst, als Petrus ihm auf die Frage wer er sei antwortet: du bist der Christus, dass ihm das nicht Fleisch und Blut offenbart haben, sondern sein Vater (Matthäus 16,16f).

Paulus weiß, wie wichtig die Erkenntnis Gottes für uns als Christen ist und er kämpft regelrecht darum.

Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich um euch führe… damit eure Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Kolosser 2,1-3

In anderen Teilen der Bibel können wir auch lesen, dass wir um Weisheit bitten sollen, wenn es uns an ihr fehlt (Jakobus 1,5) und auch Jesus sagt uns frei heraus, dass der Vater uns seinen Geist geben wird, wenn wir ihn darum bitten (Lukas 11,13). Das Gebet ist der ideale Raum, in dem wir uns nach der Herrlichkeit Gottes ausstrecken dürfen. Gott wird ein wahres Verlangen und Sehnen nach seiner Herrlichkeit nicht unbeantwortet lassen. Im AT heißt es, dass Gott sich dieses Sehnen bei uns Menschen sehr wünscht und er wirklich nach Menschen Ausschau hält, die nach ihm suchen. In Christus verbergen sich alles Schätze der Weisheit und der Erkenntnis und er möchte, dass wir diese Schätze entdecken.

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„Das Gebet öffnet die Tür zu den Schätzen Gottes und verschließt die Pforten der Hölle.“ Charles H. Spurgeon


Wenn Gott handelt

Als Drittes möchte ich neben vielem, was noch zu nennen wäre, noch darüber sprechen, worin die größte Wirksamkeit des Gebets liegt. Es ist Gott selbst und sein göttliches Handeln, das durch Gebet in Bewegung gesetzt wird.

Des Gerechten Gebet vermag viel in seiner Wirkung. Jakobus 5,16

Es liegt nicht an der Kraft des Beters, dass durch Gebet die unmöglichsten und verrücktesten Dinge geschehen können, sondern daran, dass Gott selbst auf das Spielfeld tritt, wenn seine Kinder zu ihm rufen. So wie oft schon ein zu lautes Geräusch oder ein kleiner Schneerutsch eine ganze Lawine auslösen können, die alles unter sich begräbt, so ist das Beten ein Auslöser für das Wirken Gottes.

„Das Gebet bewegt die Hand Gottes, die die Welt regiert.“ Oswald J. Smith

Als Jesus in seinem Heimatort Nazareth unterwegs war, erlebte er die Ablehnung der Menschen. Im Vergleich zu anderen Orten, an denen er bereits wirkte konnte er nur sehr wenige Taten vollbringen, weil die Menschen keinen Glauben hatten. Auf der anderen Seite lesen wir fast immer, dass Jesus zu den Menschen, die er heilte, sagte, dass ihr Glaube sie gerettet hat. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen unserem Glauben und dem Wirken Gottes. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass Gottes Handeln abhängig von unserem Glauben ist. Er ist immer der souveräne Gott, der über allem steht und in seiner Gnade gibt, auch wenn wir versagen. Aber er selbst gibt uns die Verheißung, dass er uns nicht enttäuschen wird, wenn wir uns im Glauben an ihn wenden.

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen! Psalm 50, 15

Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun. Johannes 14,14

Es ist der Wunsch Gottes, dass wir Menschen zu ihm in Beziehung treten. Indem wir uns hoffnungsvoll im Gebet mit unseren Anliegen an ihn wenden, leben wir aus, was die Bibel Glaube nennt. Der Glaube drückt sich im Vertrauen aus. Es ist eine Sache zu sagen, man glaube dem Piloten, dass er imstande ist ein Flugzeug zu fliegen und dass das Flugzeug tatsächlich fliegen kann. Es ist eine ganze andere Sache dem Piloten zu vertrauen und auch in das Flugzeug einzusteigen. Wer im Glauben betet und sein Vertrauen auf Gott setzt, der ist wie ein Mensch der „in das Flugzeug“ einsteigt und wird erleben, wie Gott handelt.

 

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Ein wunderbares Zeugnis dafür ist Georg Müller (1805-1898), der Waisenvater aus Bristol. Von diesem Mann kann man Gottvertrauen und Beten lernen. Sein ganzes Leben zeigt, was ein einfacher Mann erreichen kann, der sich ganz auf Gott verlässt und alles durch Gebet zu erreichen wagt, wie er es einmal selbst ausdrückte. In seinem Leben häufen sich die Erlebnisse der Taten Gottes und insgesamt sind Geschichten von über 52.000 erhörten Gebeten in seinen Tagebüchern zu finden. Er war ein Mann, der sein Vertrauen ganz auf Gott legte und dieses Vertrauen wurde nie enttäuscht. Er arbeite unermüdlich an der Versorgung von bis zu 2050 Waisenkindern in einer äußerst schwierigen Zeit in England, wobei er das ganze Unternehmen Gott alleine in die Hand gab und Gott seine Versorgungsquelle war. Nach seinen eigenen Aussagen, lebte er ein arbeitsreiches Leben mit viel Gebet: „Vier Stunden Arbeit und eine Stunde stillen Gebets, schaffen mehr als fünf Stunden ununterbrochener Arbeit.“

Eines Morgens während einer Besprechung mit den Mitarbeitern, kam eine der Hausmütter und meldete, dass es ihm Haus kein Brot gäbe, die hungrigen Kinder aber schon alle an den Tischen saßen und sie nicht wisse, was sie den Kindern geben könnte. Sogleich stand Georg Müller auf und ging in den Speisesaal und betete mit den Kindern ein kurzes Dankgebet: „ Lieber Gott, wir danken dir dafür, was du uns geben wirst. Amen.“ Die Kinder setzten sich nach dem Gebet wieder hin und begannen zu warten. Nach einer kurzen Zeit klopfte es an der Tür. Draußen stand der Bäcker mit drei Tabletts frischer Brote und erzählte, dass er nachts nicht habe schlafen können. Er war also aufgestanden, um Brot für das Waisenhaus zu backen. Kurz darauf klopfte es wieder und diesmal stand der Milchmann vor der Tür. Eines seiner Wagenräder war direkt auf dem Weg vor dem Waisenhaus gebrochen und so bot er ihnen die ganze Milchladung kostenlos an, da er sie zur Reparatur sowieso von dem Wagen abladen musste. Nach dem Essen blieben sogar nach Reste übrig und wieder einmal blieb allen nur ein Lob zu Ehre Gottes übrig, der schon längst für die Mahlzeit gesorgt hatte, bevor Georg Müller das Tischgebet sprach.

Ein Freund Georg Müllers war der Missionar und Gründer der China Inland Mission James Hudson Taylor. Ebenso wie Müller war das Leben Taylors von intensivem Gebet geprägt. Nach seinem Tod sagte der Missionswissenschaftler G. Warneck über ihn folgende Worte:

„Ein Mann voll Heiligen Geistes, völliger Hingabe an Gott und seinen Beruf, großer Selbstverleugnung, herzlicher Barmherzigkeit, seltener Gebetskraft, bewunderungswürdiger Organisationsgabe, energischer Initiative, rastloser Ausdauer, erstaunlicher Menschenbeeinflussung und bei dem allem von kindlicher Demut.“

Es soll unser beständiges Ziel sein zu Männern des Gebets zu werden, denn im Gebet liegen göttliche Schätze, die gehoben werden können:

I. Im Gebet werden wir mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt und von Gott in freimütige Verkündiger und Täter des Wortes Gottes verwandelt.

II. Durch das Gebet schenkt uns Gott Erkenntnis über ihn und offenbart uns seine Herrlichkeit.

III. Beim Beten drücken wir unseren Glauben an Gott aus, indem wir unser Vertrauen in unseren Vater legen. Er hat versprochen zu handeln.

Wir folgen Jesus nach und wollen wie er und die vielen anderen großen Glaubenshelden der Geschichte zu Männern werden, die ihre größten Kämpfe und Siege auf den Knien durch die Kraft Gottes erringen. Darum soll es im nächsten Teil dieser Artikelreihe gehen.

 

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