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Klang der Freiheit

Wie hört sich Freiheit an? Schwierig zu sagen. Ein paar Beispiele können vielleicht helfen. Stell Dir also nachfolgende Situationen vor und spüre mal in Dich hinein, ob sich die erlebte Freiheit in Dir unhörbar vertonen lässt…

Am Strand. Kurz vor Sonnenuntergang. Die meisten Spaziergänger haben schon den Heimweg angetreten, aber Du sitzt noch dort, Deine nackten Zehen graben sich in den Sand. Du hörst den Wind, die Wellen, die Möwen. Dieser Dreiklang lässt Dich die Augen schließen und genießen. Ich frage Dich: Ist das der Klang der Freiheit?

oder

Im Wald. Du bist schon ein paar Kilometer alleine durch den Wald gegangen, hast mal wieder versucht Dein Leben in Gedanken zu ordnen. Auf meinen Spaziergängen bete ich dann. Laut. Ich muss meine Stimme hören, weil ich sonst die Stimme Gottes irgendwie nicht höre. Der Wind rauscht durch die Blätter, die Bäume wiegen sich und knarren andächtig vor sich hin. Du schließt die Augen. Du spürst Deinen eigenen Atem, Deinen Herzschlag und du merkst, wie gut Dir das tut. Ist diese Ruhe der Klang der Freiheit?

Ein vorletztes Beispiel

Zu Hause. Deine Kinder spielen, toben, haben Spaß. Du sitzt auf dem Sofa, bist erst vor wenigen Minuten nach Hause gekommen. Deine Kinder rufen Dich, wollen Dich beim Spielen dabeihaben. Bauklötze fallen auf den Boden, ein Luftballon platzt. Diese enorme Geräuschkulisse ist fast zu viel für nur zwei Ohren. Du verstehst kaum Dein eigenes Wort. Aber dennoch. Du bist zu Hause – an jenem Ort, der Frieden, Sicherheit und Stabilität ausstrahlen kann. Und Du bist mittendrin. Hört sich so die Freiheit an?

Es gibt noch ne Menge anderer Sounds. Keine Ahnung, was Dich als Mann hier anmacht. Sei es das herrliche Motorengeräusch eines PS-Boliden, das morgendliche Blubbern der Kaffeemaschine, die zärtliche Stimme Deiner Frau oder das knusprige Bruzzeln der Steaks auf dem Grillrost. Was es auch sei… es ist nur eine Kopie der Freiheit.

Szenenwechsel

Vor ein paar Jahren war ich mal im Knast. Nur als Besucher. Das dort vorherrschende Geräusch war das Drehen von Schlüsseln im Schloss und das Entriegeln von Türen. Sobald ich eine Tür durchschritten hatte, wurde sie hinter mir wieder abgeschlossen. Das Echo in den Fluren, der sehr geradlinige Ton des Wachpersonals und das Flüstern mit dem Inhaftierten, waren genau das Gegenteil von Freiheit. Beklemmung, Verlust von Kontrolle und das Gesamtbild dieser kleinen eigenen Welt vermittelten mir nichts Angenehmes. Und dennoch: auch hier kann Freiheit vertont werden. Im Gespräch mit demjenigen, der Anlass für meinen Besuch war, hatte Gott, Seine Gnade, die Bibel und Jesus einen besonders hohen Stellenwert. Wir beiden verließen gedanklich die Enge des Gefängnisses und unsere Gebete klangen auch nach Freiheit. Eine Freiheit, die selbst die höchsten Mauern überwinden kann.

Freiheit findet in Dir selbst statt! Oder eben auch nicht. Du entscheidest das alleine!

Wie sich Freiheit wirklich anhört

Vor ein paar Jahren war ich auf einem sogenannten Charakterwochenende von 4M-Deutschland e.V. irgendwo in Deutschlands Osten. Bei einem solchen Wochenende geht es nicht so sehr um Wellness, sondern mehr um Deinen Charakter. Und der tritt bei den meisten Männern dann in Erscheinung, wenn der Komfort, das Wohlfühlen und die Sicherheit auf ein Minimum reduziert werden. Männer sind in der Lage, ihre Masken sehr lange zu tragen, um vor anderen Menschen ihr wahres Gesicht zu verbergen. Doch 72 Stunden draußen, dem Wetter zum Trotz, hält keine Maske stand.

Dort erfuhr ich nicht nur, was Freiheit ist, sondern auch, wie sie sich anhört.

Denn zum Ende des Wochenendes stehen die Teilnehmer irgendwo in einem Waldstück im Vogtland auf einer sonnendurchfluteten Lichtung. Ein gemeinsamer Gottesdienst ließ die Männer ihr Abenteuer nochmal durchleben. Schweigend stehen Männer vor einem Holzkreuz. Die Aufgabe: Schreibe auf einen kleinen Zettel, für was genau Jesus für Dich am Kreuz Sein Leben gab. Mit voller Wucht haut mancher Teilnehmer den Nagel in dieses Kreuz. Über 100 Männer reichen sich schweigend nach und nach diesen Hammer und versenken den viel zu großen Nagel zur Befestigung eines einfachen Zettels mit wenigen Schlägen ins Holz. Für so einen Zettel hätte auch ein Streifen Klebeband oder eine Heftzwecke gereicht. Doch der Nagel symbolisiert mehr als nur Befestigung. Die Schläge auf den Nagel sind mehr als nur der Wunsch, dass dieses eiserne Ding am Kreuz auch festhält. Sie sind die wahre Vertonung für Freiheit und Entlastung. Deutlich hörbar gehen sie durch Mark und Bein. Mit jedem Treffer wird deutlich: Hier nagelt jemand seine ganz persönliche Botschaft ans Kreuz. Seine Schuld, sein Versagen, seine Angst, seine Sorgen, seine Vergebung. Seine Freude über das Werk Jesu. Das Kreuz wackelt nicht. Es hält jedem Schlag stand.

Diese Hammerschläge klingen nach echter Freiheit!

Ich bin auch einer dieser Männer. Auch ich nahm einen dieser Notizzettel und den bereit gelegten Kugelschreiber, um meine ganz persönlich Botschaft rasch und etwas unleserlich auf das Papier zu kritzeln. Es ging mir nicht um schöne Schrift oder einen formvollendeten Satzbau. Mir war wichtig, dass ich mein, mit Jesus zuvor besprochenes Vorhaben, nun an einen festen Platz am Kreuz fixieren wollte. Eine Symbolik, die mehr ist, als nur ein frommer Wunsch. Sie ist Ausdruck einer Absicht eines authentischen Lebens mit dem, der sein Leben für mich gab. An einem solchen billigen Kreuz aus Holz. Dort starb Jesus für mich einen brutalen Mord. Dort floss vor mehr als 2000 Jahren sein Blut, damit ich heute frei von Schuld und Sünde leben kann.

Die mehr als 100 Männer haben eine ganz spezielle Reise hinter sich. Sie durchstreiften zuvor abseits üblicher Wanderrouten den Wald und die raue Natur. In kleinen Teams waren sie unterwegs, lernten sich gegenseitig und auch selber kennen. Nicht selten auf ernüchternde Art und Weise. Auf den vielen Kilometern wurden schließlich die eigenen Kraftreserven irgendwann nicht nur angebrochen, sondern bei den meisten auch komplett ausgeschöpft. Der Körper und das eigene Ego wollten ab einem speziellen Zeitpunkt nicht mehr. Keinen Meter mehr. Das Gepäck auf dem Rücken – sozusagen der komplette persönliche Hausrat – wurde immer schwerer. „Warum mache ich das hier?“ Eine Frage, die sich früher oder später jeder dieser Teilnehmer gestellt hat. Die Antwort darauf ist nicht leicht. Denn – oberflächlich betrachtet – ergibt es zunächst keinen Sinn, sich diesem Charaktertest zu stellen. Aber Oberflächlichkeit ist nicht der Maßstab, der an einem solchen Wochenende angewendet werden kann.

Oberflächlichkeit hat auch bei Jesus keine Zukunft. Jesus ruft uns zur Freiheit. Dieser Ruf, Seine Stimme – das ist der echte Klang der Freiheit. Und der Genuss dieser Freiheit kostet etwas: meine Entscheidung, auf diese Stimme zu hören oder sie in den Wind zu schlagen und mich mit billigen Kopien wie Meeresrauschen, Waldatmosphäre oder hoffentlich intaktem Familienleben zufrieden zu geben.

In meinem Leben als Mann geht es stattdessen um Echtheit. Es geht um nichts Geringeres, als um mich in meiner Person und meiner Beziehung zu Jesus Christus. Ganz ohne Maskerade. Ganz ohne den frommen Anstrich. Es geht um meine Sehnsüchte, meine Sorgen, meine Ängste. Es geht um meine Ungeschminktheit.

Und es geht um unser Gehör. Hören wir überhaupt noch die Freiheit in ihrem Original? Manchmal kommt es mir selber so vor, als sei der Lärm dieser Welt – den ich letztlich persönlich verursache – wir ein Schalldämpfer für das Reden Gottes.

In Johannes 10, 27-28 heißt es:

„Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Die Stimme Gottes aus der täglichen Reizüberflutung heraus zu hören ist nicht immer einfach. Aber es ist möglich. Sonst würde Jesus nicht davon sprechen. Er verlangt nichts Unmögliches. Er beschreibt vielmehr das Logische.

Vor Jesus bin ich offenbar. Auch logisch! Aber nur eigentlich logisch. Denn wir leben oft so, als könnten wir Jesus irgendeine fromme Show auftischen, die ihn irre beeindruckt und die uns in eine ganz tolle religiöse Form bringt. Wir sind dann die gefühlten Gewinner des eigenen Herzens, weil wir nicht die Stimme Gottes hören, sondern in uns irgendein Playback des Alltags abspielen – fast wie eine Playlist eines Streamingdienstes. Mehr noch. Männer sind stolz auf ihre erreichten Ziele. Auf unsere gesellschaftliche Stellung. Auf unser Durchhaltevermögen. Auf unsere frommen Ansichten. Auf was auch immer… wir Männer sind einfach die geilsten Typen, auf die Gott besonders stolz sein kann… denken wir.

Aber mal im Ernst: Wenn wir Jesus, wenn wir Gott gegenüber offenbar sind, dann zerbröselt unsere selbstgebastelte fromme Welt wie ein morscher Keks, wenn der Schöpfer mal vorsichtig dagegen klopft. Der Sound Seiner Freiheit möchte unser Leben in Schwingung bringen. Wie in einem Ultraschallbecken soll der Dreck von uns abfallen.

Das ist der Klang der Freiheit!

Die angenagelten Zettel sind somit der Liedtext dieses Freiheitsliedes. Sie sind ein Neuanfang. Ein Anfang der das eigene Versagen einschließt und bejaht.

„Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete, eingelöst und auf ewig vernichtet, indem er ihn ans Kreuz nagelte.“ (Kolosser 2,14)

Was würdest Du auf einen Zettel schreiben, den Du anschließend mit voller Wucht ans Kreuz hämmerst? In welchem Takt zu Deinem Song der Freiheit würdest Du hämmern?

Wie oft lassen wir diesen Zettel einfach leer, weil wir selber versuchen das Leben zu meistern? Wir schleppen unser Leben ähnlich einem schweren Rucksack mit uns herum und leiden unter der Last. Wir möchten aufgeben. Wir möchten alles hinschmeißen. Weil die Schwere des Lebens uns vielfach Freude, Hoffnung und Perspektive nimmt. Betäubungsversuche durch noch mehr Arbeit, noch mehr Sport, noch mehr Engagement in durchaus sinnvolle Aufgaben, sind nur eine sehr billige und überdies noch schlechte Kopie der wirklichen Befreiung, die ausschließlich durch Jesus kommt.

Zurück zur Geschichte…

Die rund 100 Männer im Vogtland haben das verstanden. Sie nagelten ihr bisheriges Leben ans Kreuz. Reduziert und stellvertretend in Form eines Zettels. Sie haben durch den Verlust der eigenen Kraft erkannt, dass nur Jesus helfen kann. Dauerhaft, nachhaltig, belebend, echt.

Noch immer habe ich das Hämmern im Ohr. Nägel werden ins Holz getrieben, damit die kleinen grauen Zettel auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. Schuld wird ans Kreuz gebracht und dort gelassen. Sie ist fest mit dem Kreuz verbunden. Ein für allemal.

Genauso sieht Jesus das auch. Er hat sein Leben für Dich gegeben. Er hat Deinen Preis bezahlt. Umtausch ausgeschlossen.

Jesus Christus ist derjenige, der schlichtweg das Maximale gab, weil für Dich und mich nichts Geringeres ausgereicht hätte. Keine Notlösung, keine „könnte-eventuell-klappen-Methode“ und keine „alles-wird-irgendwie-wieder-gut-Parole“.

Jesus starb für Dich. Und er ist wieder auferstanden. Jedes Jahr zu Ostern ist dieses Ereignis weltweit sichtbar. Und doch sind wir in der Lage es zu relativieren. Und wir spielen lieber unseren Song der Freiheit. Laut. Zu laut. Jedenfalls so laut, dass die Stimme des guten Hirten einfach nicht durchdringt.

Als Mann übernimmst Du Verantwortung. Für Dich. Für Deine Familie. Für Dein Umfeld. Egal, ob Du das so siehst oder nicht. Fakt bleibt es trotzdem.

Nimm Dir Zeit für den Klang der Freiheit und summe ihn mal leise mit. Das steckt an, verändert, versetzt Dich und andere in Schwingung.

Chase the Lion!

 

 


Gastartikel

 

 

Jörg Helmrich, 55 Jahre, verheiratet, vier erwachsene Kinder. Als Teil der Berufsfeuerwehr Duisburg kennt er schwierige Situationen. In seinem Buch „Rettungsgasse“, erschienen 2019 bei Gerth-Medien, erzählt er ehrlich und emotional von 20 seiner stärksten Erlebnisse. Ehrenamtlich engagiert er sich bei 4M-Deutschland e.V. und ist dort verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem leitet er auch die Männerarbeit „Feuerabend“.

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