Loading...

Die Saiten der Seele

Der Durchschnittsamerikaner konsumiert am Tag circa zehn Stunden unterschiedlichste Medien. Drei Stunden gehören alleine den Nachrichten und den Smartphone-Apps. Umgerechnet entspricht das einer Datenmenge von 100.000 Wörtern oder einem gesichteten Material von 34 Gigabyte.[1] Demnach würde mein Smartphone am vierten Tag an die Grenze seiner Speicherkapazität kommen und Neues nicht mehr speichern.

Jeden Tag konsumieren wir Medien, informieren uns über die neusten politischen Entwicklungen und sehen tagtäglich das Leid anderer Menschen auf der Welt. Aber tut es unserer Seele gut, jeden Tag auf unzählige Schicksalsschläge hingewiesen zu werden? „Wer traumatisierenden Ereignissen ausgesetzt ist, kann davon auch selbst traumatisiert werden |…|“[2] Interessant und kann von mir als Polizist definitiv bestätigt werden. Über einen gewissen Zeitraum habe ich täglich die Einsätze in der Umgebung studiert und geriet dadurch in einen Strudel der Vorverurteilung und Resignation. Ein objektives und wertfreies Einschreiten in Einsätzen war nur sehr schwer umsetzbar. Die zeitgleich installierte „Firewall“ im Leben meiner Familie, die uns eigentlich nur vor kriminellen Einflüssen schützen sollte, schränkte uns in diversen Freizeitaktivitäten ein. Ich stumpfte regelrecht ab.

John Eldredge stellt in seinem Buch „Wo die Seele atmen kann“ einen Vergleich zwischen unserer Seele und den Saiten eines Klaviers an. Die Saiten können durch Vernachlässigung zerstört werden. Ab einen gewissen Zeitpunkt kann Gott nicht mehr auf ihnen spielen, um seine ganze Pracht zu entfalten, da nur noch zwei Tasten funktionieren. Wie mache ich nun aus zwei Tasten wieder 88? Ein Blick in die Bibel hilft:

Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben auch nur um eine Stunde verlängern? Wenn ihr also nicht einmal so etwas Geringfügiges fertigbringt, warum macht ihr euch dann Sorgen um all das Übrige? – Lukas 12,25-26 (NGÜ)

Beugt euch also unter die starke Hand Gottes; dann wird er euch erhöhen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.  Und legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch.  Seid besonnen, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem ´Opfer`, das er verschlingen kann.  Widersteht ihm, indem ihr unbeirrt am Glauben festhaltet; ihr wisst ja, dass die Leiden, die ihr durchmacht, genauso auch euren Geschwistern in der ganzen Welt auferlegt sind. – 1. Petrus 5,6-9 (NGÜ)

 Diese Aussagen aus dem zweiten Teil der Bibel sind unheimlich beruhigend und führen zu unserer Challenge: Lass Gott die Saiten deiner Seele reparieren und stimmen. Wenn Gott vollen Zugang zu deiner Seele bekommt, kann er dort eine ganze Symphonie erklingen lassen.

Wie stimmst Du deine Seiten? Ein paar Vorschläge:

  • Such dir einen von Gott geschaffenen Raum, indem du zur Ruhe kommen kannst.
  • Das beste Werkzeug zum Stimmen der „Seelensaiten“ ist die Bibel. Ähnlich wie ein Klavier regelmäßig gestimmt werden muss, sollte eine Routine des ablenkungsfreien Bibellesens im Alltag fest integriert werden. Ich persönlich empfehle Lesepläne (bspw. auf der Bibelapp) oder die Bibel willkürlich aufzuschlagen und so lange zu lesen, bis eine Stelle mich anspricht, um darüber im Gebet nachzudenken. Weitere unterstützende Werkzeuge: Gemeinde, Freundschaften, regelmäßige Sporteinheiten, echte Bücher, Handwerken.
  • Lass dein Handy verdummen: Stelle sämtliche Benachrichtigungsdienste aus (meine Frau und ich sind auf Threema umgestiegen; sämtliche anderen Nachrichten bekommen ich über WhatsApp. Die werden mir aber nur angezeigt, wenn ich die App aktiv aufsuche).
  • Ehre das vergessene Gebot: Nein, ich meine nicht die eigenen Eltern zu ehren, sondern den Sabbat zu achten und in der Woche einzubauen (vgl. 2. Mose 20, 8-11). Wenn du ähnlich wie ich strukturiert bist und an ruhigen Tagen das Gedankenkarussell erst sich richtig anfängt zu drehen, vertraue mir, dass man die Umsetzung des Sabbats trainieren kann. Mittlerweile bin ich ein Meister darin, so zu tun, als ob alles für 24 Stunden erledigt ist.

CHASE THE LION!

Autor Max M.

[1] Roger Bohn und James Short, Measuring Consumer Information (International Journal of Communication 6, 2012), 980-1000

[2] John Eldredge, Wo die Seele atmen kann, Wege zur Entschleunigung, Brunnen Verlag 2020, S. 8

Das könnte dir auch gefallen