Eine der großen Angelegenheiten zum Thema Männlichkeit ist die schlichte Frage: Wie wird ein Junge zu einem Mann? Allein diese Fragestellung deutet schon darauf hin, dass man ein Mann werden muss! Du wirst nicht als fertiger Mann geboren, sondern musst einen herausfordernden Weg beschreiten – den Weg der Männlichkeit, der dich an das Ziel bringen soll den stolzen Titel „MANN“ tragen zu können.
Eine weiterführende Frage heftet sich direkt an diese Gedankengänge: Muss ich das alleine schaffen, getreu dem Motto „selbst ist der Mann“? Muss ich diesen Weg als Einzelkämpfer beschreiten oder gibt es jemanden, der mich in diesem Abenteuer anleitet, bekräftigt und mir zur Seite steht?
John Eldredge hat mit seinen Werken „Der ungezähmte Mann“ (eng. Wild at Heart) und „Der Weg des ungezähmten Mannes“ eine tiefgreifende Arbeit für die Männerwelt geleistet. Diese Bestseller deuten auf eine entscheidende Idee. Es geht um die Bedeutung des Vaters in jedem Leben eines Jungen und Mädchens. Der Vater besitzt eine extrem wichtige Rolle. Von ihm lernt der Junge, was es heißt ein Mann zu sein. Des Vaters Umgang und Liebe zur Tochter bestimmt oft maßgeblich ihr Selbstbild und wie sie sich von anderen Männern behandeln lassen wird.
Laut Eldredge gehören Vaterwunden zu den tiefsten Wunden, die ein Mensch erleben und in seiner Seele mit sich herumtragen kann.
„Jeder Junge bekommt auf seiner Reise, ein Mann zu werden, einen Pfeil in die Mitte seines Herzens, an den Ort seiner Kraft. Weil die Wunde selten besprochen und noch seltener geheilt wird, trägt jeder Mann eine Wunde. Und die Wunde wurde fast immer von seinem Vater zugefügt.“ – John Eldredge
Der Vater hat Macht Identität zuzusprechen. Da es uns bei den Lionchasers um Männlichkeit geht, möchten wir hier den Fokus auf den Jungen legen. Seit Urzeiten wuchs der Junge mit seinem Vater auf: er ging mit ihm zusammen, er wurde von ihm erzogen, er lernte von ihm, er arbeitete mit ihm, er sah ihn die Familie leiten, er sah ihn als Versorger, er sah ihn für die Familie kämpfen, er sah seinen Umgang und Liebe zur Mutter, er sah seinen Umgang mit anderen Männern, er sah seine Lebensführung, seinen Charakter und vor allem sein Wandeln vor und mit Gott!
Irgendwann kam der Augenblick (meistens mit einem Ritual), da der Vater dem Jungen in die Augen sah und zu ihm sagte: „Sohn, du bist jetzt ein Mann!“. Der Vater sprach seinem Sohn Männlichkeit zu. Männlichkeit wird von Männern zugesprochen und dieser Zuspruch ist zutiefst identitätsstiftend. Es ist die Rolle des Vaters seinen Sohn zur Männlichkeit zu initiieren!
Der Männercoach Dirk Schröder erzählt über die Reaktion vieler Männer, als er über dieses Thema sprach: „In den Augen der Männer konnte ich sehen, wie tief dieses Thema ihre Herzen bewegte“. Dennoch leben wir in einer gefallenen Welt voller sündiger Menschen. Auf der einen Seite lässt ein großer Teil der Väter ihre Kinder im Stich und initiieren ihre Söhne nicht zu guten Männern. Auf der anderen Seite gibt es gute Männer, die wunderbare Väter sind, aber viele versagen jedoch in dieser wichtigen Vaterrolle. Unzählige junge Männer tragen Wunden in ihrer Seele, die von ihren Vätern geschlagen wurden. Dementsprechend entscheiden sie sich, ohne den Vater durchs Leben zu gehen. Muss dies das Ende der Geschichte sein?
Diese Männer beschreiten den Weg der Männlichkeit allein, obwohl sie es gar nicht müssten. Sie haben vergessen oder vielleicht noch nie gehört, dass es den wahren guten Vater gibt, dessen große Freude es ist, seine Söhne zu echten Männern und seine Töchter zu echten Frauen zu erziehen und ihr Wachstum zu segnen. Es ist seine tiefste Freude, wenn Menschen durch Ihn aufblühen, zur Erfüllung ihres Daseins gelangen und wahrhaft leben. Und darum soll es in diesem Beitrag gehen: dein himmlischer Vater will dich dazu initiieren, ein Mann nach seinem Herzen zu sein!
Wenn Gott einen zum Mann macht
Es war etwa um die Zeit 1200 – 1100 v.Chr. und eine erbärmliche Lage für das Volk Israel. Seit sieben Jahren zogen die Midianiter plündernd, raubend und mordend durch das Land. Mühevoll bearbeitete Felder wurden über Nacht zerstört, das Vieh wurde gestohlen und Hoffnungslosigkeit zermürbte das Volk. Die Midianiter waren zu mächtig und ihre Hand lag schwer auf den Israeliten. Durch die harten Umstände waren die Menschen von Furcht überwältigt dazu gezwungen, Zuflucht in den Schluchten und Höhlen der Gebirge Israels zu suchen, um sich dort vor ihren Feinden zu verschanzen. Sie waren durch eigenes Verschulden in diese missliche Lage geraten, da sie dem HERRN ihrem Gott lange Zeit ungehorsam gewesen waren und sich durch Götzendienst gegen ihn versündigt hatten. Daraufhin gab Gott sie in die Hand ihrer Feinde. Doch inmitten dieser Trübsal erinnerten sie sich an Gott und schrien zu ihm und da erhörte sie der HERR (Richter 6, 1-11).
In dieser Zeit drosch ein junger Mann Weizen in der Kelter seines Vaters. Obwohl es ein risikoreiches Unterfangen war, ging er seiner Arbeit insgeheim nach und sorgte für das Überleben seiner Familie. Er arbeitete an einem Ort, wo die Midianiter den Weizen nicht finden konnten. Sein Name war Gideon! Auf einmal geschah etwas Wundersames und völlig Unerwartetes:
„Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR mit dir, du streitbarer Held!“ (Richter 6,12)
Was für ein erstaunlicher und enorm tiefgründiger Moment. Wir werden diese Szene näher unter die Lupe nehmen müssen, um die Bedeutung dieser Berufung Gideons zu erkennen und was es mit uns zu tun hat. Lese dir selbst diese Begebenheit durch:
„Und der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Eiche bei Ofra; die gehörte Joasch, dem Abiësriter. Und sein Sohn Gideon drosch Weizen in der Kelter, damit er ihn berge vor Midian. Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR mit dir, du streitbarer Held! Gideon aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr! Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren? Und wo sind alle seine Wunder, die uns unsere Väter erzählten und sprachen: Der HERR hat uns aus Ägypten heraufgeführt? Nun aber hat uns der HERR verstoßen und in die Hand Midians gegeben. Der HERR aber wandte sich zu ihm und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter. Siehe, ich habe dich gesandt! Er aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr, womit soll ich Israel erretten? Siehe, mein Geschlecht ist das geringste in Manasse, und ich bin der Jüngste in meines Vaters Hause. Der HERR aber sprach zu ihm: Ich will mit dir sein, dass du Midian schlagen sollst wie einen Mann.“ (Richter 6, 11-16)
Ein einfacher und treuer Arbeiter
Gideon drischt Weizen in der Kelter seines Vaters, damit die Midianiter es nicht entdecken. Er ist ein fleißiger Mann, der seiner Arbeit nachgeht, obwohl sie mühevoll und risikoreich ist. Gott findet in ihm einen jungen Mann vor, der treu das tut, was er tun kann! Teddy Roosevelt sagte einmal:
„Tue was du kannst mit dem, was du hast, wo du bist!“
Genau das macht Gideon mit seinem Leben. Seine starke Herzenseinstellung zeigt, dass er zu keinem passiven und bitteren Mann wird. Und dies trotz aller Frustration, hoffnungslosen Aussichten und dem Gefühl von Ziellosigkeit.
Gott hat eine Vorliebe für Leute, die ihrer einfachen und scheinbar geringen Arbeit in Treue nachgehen: David tat treu seinen Dienst als Schafhirte, Mose hütete Vieh in der Wüste, Gideon drosch Weizen, Amos war ein Rinderhirte, die Jünger fischten, Daniel und seine Freunde waren tüchtig in ihrer Ausbildung und Nehemia versah seinen Dienst als Mundschenk. Kannst du dich auch in dieser Reihe einordnen?
Eine simple Lektion
Gott schaut nach treuen und verantwortungsfähigen Männern, die ihrer Arbeit in Integrität nachgehen.
Die Initiation
Aus dem nichts erscheint Gott und grüßt Gideon mit einem äußerst außergewöhnlichen Gruß: „Der HERR mit dir du streitbarer Held“! Die hebräischen Worte גִּבֹּ֥ור הֶחָֽיִל (Gibor Hechajil) bedeuten so viel wie „Kriegsheld von großer Fähigkeit, Stärke und Vermögen“.
Als König David auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom war, da dieser den Thron an sich reißen wollte, drängten Absaloms Ratgeber ihn dazu, David und seinen Leuten nachzujagen, um sie zu töten. Doch Huschai gab Absalom einen anderen Rat und warnte ihn vor David: „Du kennst deinen Vater und seine Leute, dass sie stark sind und zornigen Gemüts wie eine Bärin auf dem Felde, der die Jungen geraubt sind. Dazu ist dein Vater ein Kriegsmann […]“ (2. Samuel 17,8). Diese Beschreibung passt zu einem streitbaren Helden! Zu diesem Augenblick hatte David jahrzehntelange Erfahrung auf den Kriegsfeldern und unzählige Schlachten geschlagen. Seine Armee erlebte nicht eine einzige Niederlage. Er tötete den mächtigen Krieger Goliath und über ihn sangen die Frauen, er habe 10.000 Männer erschlagen. David ist ein Gibor Hechajil! Nun wird ein junger Mann, der ein einfacher Feldarbeiter ist und wahrscheinlich noch nie auf dem Schlachtfeld gekämpft hat von Gott ebenso genannt!
Niemand ist so überrascht wie Gideon selbst, was wir an seiner Reaktion erkennen können. Aber genau der Grund, dass diese Aussage unpassend erscheint, macht diese Begegnung so unglaublich wertvoll und wichtig.
Gott beruft in diesem Ereignis einen Mann, um sein Volk zu erretten. Dieser Mann Gideon hat keinerlei Kriegserfahrung. Er hat noch nie Männer in die Schlacht geführt und seinen Körper zieren keine Kriegsnarben. Und dennoch geht Gott mit ihm um, als wäre er ein römischer Imperator, der in einem Triumphzug durch das Forum Romanum zieht. Gott kommt und spricht in das Leben Gideons. Es ist ein göttliches Schöpfungswort, das männliche Stärke und einen Krieger Gottes in Gideon hineinlegt. Gott legt in Gideon dieses gewaltige Gut hinein, bevor dieser auch nur irgendetwas davon vollbracht hatte.
Gideons Identität war bisher die eines unbedeutenden und einfachen Mannes, welcher der Jüngste im Haus seines Vaters ist und aus dem geringsten Geschlecht Manasses kommt. Gott legt mit seinem Wort eine neue Identität in Gideon: Es geschieht eine göttliche Initiation zum Mann Gottes!
Sehnst du dich nicht auch nach so einem magischen Erlebnis? Weckt es in dir nicht auch ein Verlangen, von Gott so angesprochen zu werden? Diese Sehnsucht ist absolut gut, deshalb ignoriere sie nicht! Die gute Nachricht für dich: Diese Geschichte aus Gideons Leben ist kein Einzelfall. Gott beruft auch noch heute massenhaft Männer und er möchte auch DICH initiieren. Die Frage ist, ob du seinem Ruf folgst?
In Jesus Christus reicht dir Gott als liebender Vater die Hand und er will in dein Leben hineinsprechen, was für dich selbst bisher unsichtbar ist. Gott sieht den zukünftigen Mann, der du in Jesus sein könntest und er möchte, dass du dieses Potenzial erreichst, nämlich „zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi“ (Epheser 4,13).
Gideons Zweifel und Einwände
„Der HERR mit dir, du streitbarer Held!“ Dieser Ruf erscheint einfach nicht als wahr, da alles dagegenspricht. Gideon wehrt den Zuspruch Gottes ab und bringt triftige Einwände:
1. Die Realität sieht danach aus, dass Gott ihn und das Volk Israel verlassen hat und NICHT MIT IHM IST.
2. Er ist nur ein unbedeutender Mann aus einem unbedeutenden Geschlecht.
Wir könnten ähnlich reagieren. Du könntest meinen, dass dich nicht nur dein leiblicher Vater im Leben enttäuscht und verletzt hat, sondern dass auch auf Gott kein Verlass ist. Gott ist nicht mit dir und die Vorstellung, dass er ein liebender Vater ist, erscheint dir absurd. Wer bist du außerdem als Mensch, dass sich der Schöpfer des gesamten Universums für dich interessieren würde und dein Vater sein will? Dein Leben ist zu unbedeutend, als dass Gott etwas Großes von ewiger Bedeutung mit dir im Sinn haben könnte.
Die Antwort des himmlischen Vaters
Gott reagiert auf beide Einwände:
1. ICH habe dich gesandt! Gott spricht zu Gideon, dass er in seiner göttlichen Autorität bestimmt hat, ihn zu senden und dass dieses göttliche Wort wahr ist.
2. ICH werde mit dir sein! Gott verspricht Gideon, dass er mit ihm sein wird und dass Gideon durch Gottes Kraft die Midianiter schlagen und Israel erretten wird.
Diese gewaltige Verheißung Gottes, dass ER mit dir sein will, dass ER dich beruft und dir alle nötige Stärke verleihen wird, gilt auch dir! Wenn du mit Jesus lebst, gehören dir diese göttlichen Verheißungen:
„Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm (Jesus) das Ja […].“ 2. Korinther 1,20a
Du musst dich nicht zuerst vor Gott beweisen. Du musst dich nicht erst abrackern, um zu zeigen, aus welchem Material du geschnitzt bist und dass du für Gottes Reich würdig bist! Durch seine Gnade nimmt er jeden an, der von seiner Schwäche und Schuld überzeugt ist und sein Heil allein in Jesus sucht. Daraus erwächst ein ganz neues Leben! Wenn du dein Leben bis jetzt aus eigener Kraft und als Einzelkämpfer durchschritten hast, dann will ich dir sagen: Kehre um zu dem wahren und guten Vater im Himmel! Er will dir Alles sein. So wie Gott Männlichkeit und einen gewaltigen Ruf in Gideons Leben hineingelegt hat, bevor dieser auch nur irgendwas davon erfüllt hatte, so will Gott auch dich zur gottgefälligen Männlichkeit initiieren. Zuerst kommt die Befähigung und dann die Aufgabe!
Zurück zu Gideon, wo die Aufgabe kam: Gideon wurde zu einem mächtigen Feldherrn, der in der Macht Gottes die Feinde bezwang. Er war kein perfekter Mann, sondern tat auch Dinge, die Gott nicht gefielen. Aber Gott braucht keine Supermänner. Er gebraucht diejenigen, die bereit sind Ihm zu gehorchen und tapfer Glaubensschritte wagen.
Deine Antwort auf den Ruf des Vaters
Lionchasers sind Männer, die eines Tages vor Gott auf die Knie gegangen sind und ihn baten:
„Herr, mache aus mir einen Mann nach deinem Herzen. Initiiere mich zur Männlichkeit, die dir gefällt und Ehre bringt. Ich will dir mein Leben weihen.“
Auch du kannst dem Ruf des himmlischen Vaters folgen und dieses Gebet sprechen. Dein Vater wird dich erhören. Ich selbst sprach dieses Gebet vor knapp fünf Jahren und kann nur staunen, welchen Weg Gottes Gnade mich geführt hat und wer ich heute dank IHM sein darf. Obwohl die Reise des Lernens und Wachsens bis zum Lebensende andauern wird, ist diese Entscheidung eine der besten Taten in meinem Leben.
Gott heilt (Jer 17,14). Gott macht neu (Off 21,5). Gott vergibt (Jer 33,8). Gott versteht (Heb 4,15). Gott kennt die Tiefen deiner Seele (Ps 139). Gott sieht (1.Mose 16,13). Gott beruft (Röm 1,6). Gott gibt Kraft (Jes 40,31). Gott gibt eine Mission (Apg 1,8). Gott gibt Erfüllung (Ps 16,11).
Mache dich auf mein Freund, denn dein himmlischer Vater spricht auch zu dir:
„Der HERR mit dir, du streitbarer Held!“