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„Ja“-Gesichter und „Nein“-Gesichter

Thomas Jefferson war einmal zur Zeit seiner Präsidentschaft mit einer Gruppe Begleitern zu Pferd unterwegs. Auf ihrer Reise kamen sie an einen Fluss, welcher aufgrund starken Regens über seine Ufer getreten war. Sie waren gezwungen ihr Leben in den reißenden Fluten zu riskieren, um über den Fluss zu gelangen, da die Brücke durch das Unwetter zerstört wurde. Unter echter Todesgefahr begannen die ersten Reiter auf ihren Pferden den Fluss zu durchqueren und kämpften sich wagemutig durch die Fluten. Ein Fremder blickte aus der Ferne auf das Geschehen und beobachtete, wie die Reiter am anderen Ufer angelangten. Da machte er sich auf und begab sich zu der Gruppe. Zielstrebig ging er auf den Präsidenten zu und bat ihn, von ihm auf seinem Pferd mit ans andere Ufer genommen zu werden. Ohne zu zögern, willigte Thomas Jefferson ein und nachdem der Mann sich hinter ihm auf das Pferd geschwungen hatte, machten sie sich gemeinsam daran den Fluss zu durchqueren.

Als sie nach einer scheinbar endlosen Zeit die andere Seite des Flusses erreichten, sprang der Fremde vom Pferd und dankte herzlich. Da sprach ihn einer der Reisenden an: „Sagen sie einmal, warum haben sie sich ausgerechnet den Präsidenten für diesen Gefallen ausgewählt?“ Der Mann war wie vom Donner gerührt, da er es nicht erahnt hatte, dass er soeben vom Präsidenten persönlich einen Hilfsdienst in Anspruch genommen hatte. „Ich weiß nur das eine“, sagte er. „In manchen von ihren Gesichtern stand die Antwort JA und in manchen Gesichtern die Antwort NEIN. Seins war ein Ja-Gesicht.“

Wenn du einer dieser Reiter gewesen wärst, was würde dein Gesicht sagen? Was hättest du wohl für eine Ausstrahlung gehabt und was für eine Ausstrahlung hast du gerade jetzt in deinem Leben?

Im Vergleich zu den generell enthusiastischen und begeisterungsfähigen Menschen in den USA, herrscht in Deutschland ein gewisser (klischeehafter) Kulturpessimismus. Ein amerikanischer Freund erzählte mir, dass er es immer wieder erlebt hatte, wie in Deutschland Ideen im Keim erstickt wurden und Begeisterung mit sofortigen Zweifeln und Einwänden beschossen wurde. Bevor ein neuer Vorschlag ganz ausgebreitet werden konnte, stellte sich ihm eine lange Liste mit Dingen in den Weg, die schiefgehen konnten.

Diese negative Einstellung versteckt sich häufig hinter den Masken der „vorsichtigen Vernunft“, des „vermeintlichen Realismus“ und der „gewissenhaften Besonnenheit“. Dabei bemerken wir oft gar nicht, wie sehr wir schon der Gewohnheit verfallen sind, die Dinge von vorneherein abzuwerten und schlechtzureden. Es ist fast so, als hätte man Angst vor allem was neu, innovativ und unbekannt ist. So verbunkern wir uns hinter unseren sicheren Mauern des Wohlbekannten. Alles andere wird eher argwöhnisch betrachtet und das spiegelt sich auch auf den Gesichtern wider!

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung hat der Autor Marc Baumann in einem Selbstversuch festgestellt, dass er über 30 Mal am Tag zu seinen Kindern „Nein“ sagte. Er ist nicht die Ausnahme. Vielleicht werden wir dadurch zu Menschen gepolt, die tendenziell auf eine Frage mit „Nein“ antworten und deren erste Reaktion nicht ein einladendes „Ja“ ist. Warum denn eigentlich ein „Nein“? Warum darf man vormittags kein Eis essen, warum nicht auf den Baum klettern? Warum können wir das Leben nicht anders angehen?

Wie wäre es mit einer Alternative? Bevor ich nicht davon überzeugt werde, dass eine Sache nicht funktioniert, gehe ich davon aus, dass sie funktioniert. Dieser Ansatz ist viel gewinnbringender als die umgekehrte Einstellung: erst muss gezeigt werden, dass eine Sache funktioniert, bevor ich mich auf ein Wagnis einlasse.

Thomas Jefferson war ein Mann, der das Leben anpackte und sich vor Risiken nicht scheute. Sein Charakter war der eines Mannes, der sich nicht unterkriegen ließ und dessen Energie ihn dazu befähigte, unglaublich viel zu erreichen. Sein positiver Tatendrang hatte Auswirkungen. Solch ein Lifestyle ist ansteckend! Menschen merken, wenn man durch die Gegenwart einer Person beflügelt oder eher gedämpft wird.

„Man muss die Menschen ermutigen, anstatt sie abzuschrecken.“ –Friedrich II. der Große

Was für ein Gesicht willst du haben? Ich weiß aus den Evangelien, dass Jesus ein „Ja“-Gesicht gehabt haben muss. Niemand scheute sich zu ihm zu kommen, nicht einmal die Außenseiter der Gesellschaft. Die Menschen wussten, dass sie von ihm angenommen werden würden und sie bei ihm finden konnten, was die Gesichter der Welt ihnen verwehrten. Dazu gehört Annahme, Liebe, Ermutigung, Unterstützung, Gnade und letztlich das wahre Leben.

„Ja“-Gesichter haben Kraft, „Ja“-Gesichter strahlen in der Dunkelheit wie eine Taschenlampe. Geh vor den Spiegel und zeige dir selbst dein „Ja“-Gesicht und dann geh raus in Welt und lebe kühn!

Der christliche Musikproduzent und „Come and Live“ Artist Chad Johnson gibt uns in seinem Buch „One Thousand Risks: Fighting Fear for an Awkward, Awesome Life“ einen prägnanten Rat mit auf den Weg: „Wage ein Risiko. Dein Vater ist der König des Universums.

 

 

Quellen:

Charles R. Swindoll – Zeit der Gnade (S.22)

https://sz-magazin.sueddeutsche.de/familie/nein-80145

 

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