Servus Gentlemen,
in Abners Haut möchte ich wirklich nicht stecken:
War er doch der oberste Heerführer von König Saul! Und hat er doch an einer Stelle so kläglich versagt, dass es ihn fast den Kopf gekostet hätte!
Die Situation ist folgende (vgl. 1. Samuel 26):
David ist der neue, rechtmäßig gesalbte König von Israel, doch der bisherige König Saul denkt nicht im Traum daran, den Thron zu räumen. Stattdessen initiiert er eine Hetzjagd durch das ganze Land und versucht, seinen designierten Nachfolger aufzuspüren und zu töten.
Doch eines Tages bietet sich für David die Gelegenheit:
Saul ist David wieder einmal unmittelbar auf den Fersen, da bricht die Nacht herein und Saul schlägt sein Nachtlager auf, offenbar unter freiem Himmel. Neben ihm liegt Abner, Sauls oberster Hauptmann des Heeres und sein persönlicher Leibwächter. Doch mitten in der Nacht hat auch er sich vom Schlaf übermannen lassen.
Was für ein fataler Fehler! Abischai, der Begleiter von David, wittert denn auch gleich die Chance und ermuntert David, sich heimlich an Saul anzuschleichen und ihn mit dessen eigenem Spieß zu erstechen.
David indessen ist besonnen genug, nicht selbst Hand an Saul zu legen, sondern seine Rechtssache Gott zu überlassen. Stattdessen nimmt er nun den Spieß und den persönlichen Wasserkrug von Saul, stellt sich in sicherer Entfernung von Sauls Lager damit auf und weckt Saul und seine Gefolgsmänner durch lautes Rufen. Doch Davids erste Worte gelten nicht Saul, sondern Abner:
Bist du nicht ein Mann? Und wer ist dir gleich in Israel? Warum hast du denn deinen Herrn, den König, nicht bewacht? (…) So wahr der HERR lebt: Ihr seid Kinder des Todes, weil ihr euren Herrn, den Gesalbten des HERRN, nicht bewacht habt! (1. Samuel 26,15,16, LÜ2017)
Was für ein verhängnisvoller Fehler. Die Nachlässigkeit von Abner hätte den, den er bewachen und beschützen sollte, fast das Leben gekostet – und sein eigenes gleich noch dazu. Da kann es schon verwundern, dass Saul offenbar keine Konsequenzen zieht: Abner vom Dienst zu suspendieren wäre wohl das Mindeste gewesen. David selbst formuliert es drastischer: Wer so leichtfertig mit dem Tod eines anderen Menschen spielt, wird selber ein Kandidat des Todes …
Die Geschichte von Abner fordert mich heraus. Denn nicht immer gehen Situationen so „glimpflich“ aus, wenn wir nicht wachsam sind. Außerdem fasziniert mich die Verbindung, die David zwischen Mann sein und Wachsamkeit sieht. Und so habe ich richtig Lust bekommen, das Thema „Wachsamkeit“ als eine persönliche Herausforderung mit in das neue Jahr zu nehmen:
Wachsam zu sein bedeutet: Nicht erst dann aktiv zu werden, wenn es „sowieso schon brennt“. Auf den Burgen des Mittelalters standen die Wächter rundherum auf der Mauer und schauten stets nach allen Richtungen, um anrückende Feinde schon von weitem zu erkennen und schon frühzeitig die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen …
Seid wachsam!, werden wir im neuen Testament an etlichen Stellen immer wieder aufgefordert (Jesus: Matthäus 24,42 u.a.; Paulus: 1. Korinther 16,13 u.a.; HFA). Und immer wieder wird dabei auch deutlich, wie eng das Wachen mit dem Beten verknüpft ist:
Wachet allezeit und betet! (Lukas 21,36; LÜ2017)
Seid wachsam und besonnen, werdet nicht müde zu beten! (1. Petrus 4,7; HFA)
Ein Manko bei uns Männern sehe ich heute in der Priorität, die wir dem Gebet einräumen:
Gebet als eine Zeit, in der wir nicht nur für gutes Wetter und das Gelingen von Gemeindeveranstaltungen beten, sondern uns Zeit nehmen, wachsam im Geist durch unser eigenes Leben und unsere Beziehungen zu gehen, das fällt uns Männern heute offenbar zunehmend schwer. Und manchmal ist es vielleicht auch die Angst oder die Bequemlichkeit, dass wir gar nicht wirklich genau hinschauen wollen, ansonsten müssten wir ja ggfs. aktiv werden und Dinge in unserem Leben verändern …
Hej Mann, lass uns wachsam sein und dadurch immer mehr zu echten Männern reifen! Wachsam sein bedeutet, bewusst und im Geist geleitet Ausschau zu halten, …
- um ungute Entwicklungen frühzeitig aufzudecken, durch die der Satan uns selbst oder unseren Beziehungen den Segen entziehen will;
- um Situationen zu entlarven, wo wir uns „verstecken“ oder „schlafend“ stellen, obwohl wir eigentlich gefordert sind;
- um rechtzeitig zu erkennen, wenn etwas auf unserer persönlichen geistlichen, seelischen oder körperlichen Ebene in Schieflage gerät;
- um ein Verständnis davon zu bekommen, wie es unserer Frau, unseren Kindern, Freunden, Kollegen oder Glaubensgeschwistern wirklich geht, was sie bewegt und was sie von uns brauchen;
- um die vielen Gelegenheiten nicht ungenutzt an uns vorbeiziehen zu lassen, an denen wir auch im neuen Jahr viel Gutes tun und von unserer Hoffnung erzählen können, die wir in Jesus Christus haben.
In diesem Sinne ein wachsames neues Jahr!