Lesezeit: 19 Minuten – Erfahre warum Mut und Tapferkeit zu den wichtigsten Eigenschaften eines Mannes gehören. Werde auch du ein mutiger Mann!
Ich wage zu behaupten, dass es keinen Mann gibt, der Mut und Tapferkeit nicht im tiefsten Herzen bewundert und es erstrebenswert finden würde, Mut und Tapferkeit zu den Stärken seiner Persönlichkeit zählen zu können. Lassen wir mal den Versuch beiseite Tapferkeit bloß als billiges Männer Klischeebild abzutun, das längst der Vergangenheit angehört und widmen uns der ernsthaften Suche nach der Kernbedeutung von Mut und Tapferkeit und welche Rollen sie wahrhaftig für echte Männlichkeit spielen. Bereits seit einigen 1000 Jahren beschäftigten sich die Philosophen mit dem Nachdenken über diese Tugenden, was sich als keine einfache Angelegenheit herausstellt. Weil die Auseinandersetzung mit Männlichkeit schon immer auch dieses Thema beinhaltet hat, denke ich, dass es uns auch heute gut und nützlich ist, wenn wir uns damit auseinandersetzen. Es wären die Fragen zu klären, ob das Verständnis der Antike auch noch heute seinen Anspruch behalten kann und ob wir Männer von heute uns das alte Ideal zum Vorbild nehmen sollten. Schnell stellt sich heraus, dass Mut und Tapferkeit schon in der Antike einen wichtigen Bestandteil des männlichen Ideals verkörperten. Heldenmut wurde gefeiert und besungen und Poeten schufen die herrlichsten Hymnen über Helden wie Achilles, Herkules, Siegfried und nicht zuletzt auch beispielsweise David, um eine Person aus der Bibel zu nennen.
Und die Frauen sangen einander zu und tanzten und sprachen: Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend. 1.Samuel 18,7

Bevor David König wurde, war er der Anführer einer Söldnerschar von rauen Männern, die sich um ihn scharrten und bereit waren ihm im Leben und bis in den Tod nachzufolgen. Sowohl in den Samuelbüchern als auch den Chroniken gibt es eine beeindruckende Auflistung der Helden Davids (2.Samuel 23, 2.Chronik 11). Was diese Männer zu dem ehrenvollen Titel „Held“ brachte, war eine Sache, die alle gemeinsam hatten: Sie alle vollbrachten Taten von unglaublichem Mut und Tapferkeit.
Obwohl sie synonym verwendet werden können, bedeuten diese beiden Tugenden nicht ganz genau dasselbe, sondern setzten verschiedene Schwerpunkte. Dennoch sind es beides Eigenschaften, die man vor Allem in Situationen von Gefahr und Angst benötigt. Es sind also Eigenschaften, mit denen man Furcht überwindet. Es sind zwei Kräfte, die dem Drang einer fluchtartigen Reaktion widerstehen und stattdessen aktives und kampfbewusstes Handeln hervorbringen, mit welchem man sich einem Hindernis entgegenstellt. Hierbei betont Tapferkeit mehr den Aspekt der Festigkeit/Standhaftigkeit und des Durchhaltevermögens und Mut den Aspekt des Wagnisses und des starken Willens.
In einer Szene der Serie Game of Thrones fragt ein Junge, der sichtlich Angst hat, seinen Vater Folgendes: „Wie kann man tapfer sein, wenn man sich fürchtet?“ Daraufhin antwortet ihm sein Vater: „Mein Sohn man kann nur tapfer sein, wenn man sich fürchtet.“
Die Furcht ist eine sehr einflussreiche und nicht zu unterschätzende Kraft im Leben eines jeden Menschen. Sie ist immer dort aufzufinden, wo es Gefahr gibt.
Reisen wir gedanklich etwa in das 12./13. Jahrhundert v.Chr. zurück. Nachdem Mose seinen göttlichen Auftrag erfüllt hatte, lastete die gewaltige Verantwortung der Führung des israelischen Volkes auf den Schultern Josuas, dem Sohn Nuns. Er hatte sich in den Augen Gottes bewährt und wurde von Gott als Moses Nachfolger erwählt. Als Mose auf dem Berg Sinai das Gesetz empfing, war Josua als ein noch junger Mann sein Diener gewesen. Er bewährte sich als treuer Mann, der zuvor schon in der Schlacht gegen Amalek (2.Mose 17) das Heer der Israeliten in den Kampf geführt hatte. Sie waren keine Soldaten, sondern Sklaven gewesen, die keinerlei Kriegserfahrung besaßen. Inmitten dieser äußerst herausfordernden Situation tat Josua einfach, was ihm Mose befahl. Einige Jahre später als sich Israel schon vor dem verheißenen Land befand, gehörte Josua zu dem Spähertrupp, die das Land auskundschafteten. Nachdem die Kundschafter zurückgekehrt waren, jammerten sie, da sie schreckenerregende Menschen gesehen hatten und verwarfen verzweifelt die Hoffnung, dass das Volk Israel jemals dieses Land einnehmen könnte, das Jahwe ihnen verheißen hatte. Nur Josua und Kaleb trotzten der Meinung der Massen. Mutig forderten sie das Volk zur Furchtlosigkeit auf, denn mit Gott würden sie die Völker Kanaans bezwingen und das Land einnehmen können.
Endlich war es soweit und das Volk Israel näherte sich dem Fluss Jordan, der Grenze Kanaans. Josua hatte sich damals stark gemacht und dafür eingesetzt, dass das Volk Gott vertrauen solle und nun musste er seinen Glauben und seine Worte unter Beweis stellen. Ein riesiges Volk mit Männern, Frauen, Kindern, Alten, viel Besitz und Vieh stand hinter ihm und er spürte, wie sie nach den ermüdenden 40 Jahren der Wanderschaft durch die Wüste nun nur noch eine Heimat finden wollten. Er war als Führer und Vertrauter Gottes für sie ein Bild der Hoffnung. Denn er, Josua, ging voller Glauben an Gott voran. Aber in diesem Moment spürte er neben der Euphorie noch eines, nämlich eine gewaltige Furcht. Die gesamte Verantwortung lag auf ihm. Dort vor ihnen lag entweder die glorreiche Zukunft oder ihr Untergang. Und nun sollte Josua in die Fußstapfen Moses treten, von dem es heißt, dass nach ihm nie wieder so ein Prophet in Israel aufgestanden ist (5.Mose 34,10). Wie konnte er nur mit dem gewaltigen Leben und Wirken des großen Mose, dem Freund Gottes, mithalten? Im wahrsten Sinne des Wortes war dies ein Augenblick, in dem ihm nur noch zum Davonlaufen sein konnte.
Mir kommt dieses Szenario sehr plausibel vor. Versetzte dich in diese Situation und stelle dir vor, dass du an der Stelle von Josua stehst! Wie wäre es dir zumute und was wären deine Reaktionen auf diesen immensen geistlichen, politischen, gesellschaftlichen und sozialen Druck, der hier auf Josua lastete? Gott erkennt das Herz Josuas und spricht genau in dieser Lage nun selbst machtvoll zu ihm. Er spricht dieselben Worte, die Josua und Kaleb vor Jahren dem Volk sagten, als sie als Späher zurückkehrten. Gott will ihn bestärken und ihn ermutigen:
Sei stark und mutig! Erschrecke nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, wo immer du gehst. Josua 1,9
Gott bestärkt in dem kurzen Abschnitt des ersten Kapitels Josua insgesamt viermal mit den Worten „Sei stark und mutig!“ Erst später ist Josua wieder so voller Mut und Zuversicht, dass er diese Worte wieder selbst an das Volk richten kann:
Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht, seid stark und mutig! Josua 10,25
Die im Hebräischen verwendeten Worte für sei stark= חֲזַ֖ק (chasaq) und sei mutig= אֱמָ֑ץ (emez) bedeuten ganz wörtlich „fest, stark werden“ und „hart sein“. „Sich hartmachen“ oder „sich abhärten“ spricht bildlich davon, worum es bei Mut geht. Anstatt der Furcht nachzugeben oder unter dem Druck weich zu werden, bleibe ich fest und hart, wie eine Eiche mit tiefen Wurzeln, die jedem Sturm standhält. Ein Freund von mir sagt sehr oft: „Es ist alles Kopfsache.“ In vielen Bereichen hat er damit recht und genauso sieht es auch bei dem Thema Mut und Tapferkeit aus. Die entscheidende Schlacht findet vorher in unseren Gedanken statt.
Courage ist keine moralische Qualität; es ist kein zufälliges Geschenk der Natur wie etwa ein Talent für Spiele. Es ist eine knallharte Entscheidung zwischen zwei Alternativen, der feste Entschluss nicht aufzugeben; ein Akt der Selbstverleugnung, welcher nicht nur einmal, sondern viele Male durch die Kraft des Willens getroffen werden muss. Courage ist Willenskraft. –Lord Moran
Die Bibel zeichnet uns ein Bild des Menschen auf, bei dem das menschliche Herz der Ort des Nachdenkens, der Gedanken und die Quelle der Entscheidungsfindung ist. Mut ist also eine Herzensangelegenheit Männer! In einem weiteren Sinn schreibt der Theologe Paul Tillich in seinem Buch „Der Mut zum Sein“ über die Verbindung von Mut und dem Herz:
Mut ist eine Seelenregung, eine Stimmung, was noch immer in dem englischen Wort mood zum Ausdruck kommt und in Kombinationen wie Schwermut, Hochmut und Kleinmut zu finden ist. Mut ist eine Sache des Herzens, des Zentrums der Person; deshalb kann man für mutig auch beherzt sagen (das französische und englische Wort courage ist von coeur=Herz abgeleitet).
Wir müssen uns entscheiden wie wir den Gefahren und Herausforderungen des Lebens begegnen wollen. Ja richtig gelesen: wollen. Was willst du? Zu diesem eisernen Willen gehört eine riesige Portion mentaler und emotionaler Zähe und Härte. Das ist die Fähigkeit ruhig, cool und gesammelt zu bleiben, wenn die Dinge im Leben schlimm werden. Es ist die Fähigkeit nicht zusammenzubrechen, sondern das Problem und die Lösung vor Augen zu behalten. Was auch passieren mag, ich werde kämpfen!
Es gibt eine Regel, die über allen steht, wenn es darum geht ein Mann zu sein. Was auch immer kommen mag, stell dich ihm auf deinen Füßen entgegen! – Robert Jordan
Gott verlangte nichts anderes und nichts weniger von Josua, als dass er mutig voranging und seinen Job als Führer Israels erledigte. Und sein Geheimnis in dieser krassen Herausforderung ist auch unser Geheimnis: Gott befähigt uns, er stärkt unser Rückgrat und er ist die Kraft, die uns den Mut gibt. Wenn wir uns entscheiden der Furcht in die Augen zu blicken, entschlossen zu kämpfen und uns im Vertrauen auf unseren König werfen, dann wird er sich zu uns stellen.
Hört auf den Befehl: Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark! 1.Korinther 16,13
Dieser Vers gehört zu meinen Lieblingsversen, denn es ist die einzige Aufforderung im Neuen Testament „männlich zu sein“. Das griechische Wort, das für mutig in diesem Vers steht, heißt andrizomai (andros=Mann) und bedeutet eigentlich „männlich sein, sich männlich verhalten“ und erst in der Zweitübersetzung „mutig sein“. Schon hier haben wir den Hinweis darauf, dass es in der Antike Konsens war, das ein Mann, wenn er sich wie ein Mann verhielt, mutig zu sein hatte. Es ist besonders spannend, dass diese Aussage, sowohl den Männern als auch den Frauen der Gemeinde galt. Es wäre ein falsches Verständnis, wenn man denken würde, dass es für Frauen, die in diesem Sinne männlich sein sollen, bedeutete, sie sollen sich als Männer ausgeben oder zu Männern werden. Wenn Paulus die Leute dazu auffordert männlich zu sein, sagt er ihnen einfach, dass sie mutig sein sollen. Auch Frauen sollen mutig sein und die Geschichte zeugt von vielen mutigen Frauen. Der hier zu gewinnende Punkt ist, dass Mut im Besonderen ein männliches Attribut ist. Um den Bogen wieder zu Josua zu schlagen, sehen wir weiterhin, dass es auch dasselbe Wort ist, das in der Geschichte mit Josua in Kp10,25 von der Septuaginta (griechische Übersetzung des Alten Testaments) verwendet wird:
Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht, seid stark und mutig/männlich! Josua 10,25
In diesem Zusammenhang lässt sich wieder sehr gut sehen, dass das Erliegen der Furcht absolut konträr zur Tapferkeit steht. Wie wir am Anfang bereits gesehen haben, überkommt wahrer Mut durch Entschlossenheit die Furcht. Männlichkeit ist der Triumph über den Impuls vor der Gefahr wegzurennen. Die Standhaftigkeit und Verteidigung (z.B. Beschützen der Familien), als Imperative von Männlichkeit, haben unter anderem darin ihre Legitimation, dass sie in der männlichen Biologie verankert sind.
Das Hormon Testosteron ist der „Sprit“ für den männlichen Körper und bedingt uns Männer körperlich. Männer haben mehr als zehnmal so viel Testosteron wie Frauen. Die Funktionen von Testosteron sind sehr zahlreich, aber für uns sind im Moment vor Allem die Auswirkungen des Hormons im Bezug auf den mutigen Kampf interessant. Ein hoher Testosteronspiegel fördert Risikobereitschaft, Aggressivität und das Konkurrenzverhalten, weshalb der Körper vor jedem (Wett-)Kampf Testosteron ausschüttet. Außerdem ist Testosteron auch mit Dominanzverhalten verbunden, wobei neben dem Drang nach Erfolg und Status die Motivation gestärkt wird gegen Unterdrückung und Gegenwind zu widerstehen. Unser Körper ist so gebaut, dass wir bei uns die Kapazitäten vorfinden, um in dieser Welt mutig zu sein.
Der Anthropologieprofessor David D.Gilmore hat in seinem bekannten Buch „Manhood in the Making“ zahlreiche kulturanthropologische Studien unternommen und weitere ausgewertet, bei denen er dem auf die Spur geht, was in den verschiedensten Teilen der Welt und in den verschiedensten Kulturen Männlichkeit ausmacht und ob es etwa einen universellen männlichen Codex gibt. Bei seinen Untersuchungen trifft er immer wieder auf ein spannendes Phänomen, das in nahezu jeder Kultur bei den Männern zutage tritt:
Ob in Japan, Kanada, Griechenland, der kenianischen Steppe oder im brasilianischen Regenwald, es wird von jedem Mann verlangt, dass er sich als tapfer erweist, indem er sich aufopfernd für sein Dorf, seine Sippe oder seine Familie in den Dienst als Beschützer und Ernährer stellt. So gibt es beispielsweise in Spanien den Begriff Hombría, welcher eigentlich Männlichkeit bedeutet. Darüber schreibt David Gilmore ausführend, dass Hombría eher für physischen und moralischen Mut steht.
„Im allgemeinen Zusammenhang bedeutet hombría mutiges und stoisches Verhalten im Angesicht jeglicher Bedrohung und, vor allem, die Verteidigung der Ehre, der eigenen und derjenigen der Familie. Es geht nicht um physische Aggressivität, sondern um unerschütterliche Loyalität einer sozialen Gruppe gegenüber… “
Ein weiteres Beispiel kommt aus Algerien, wo es klar wird, dass ein Mann seine Männlichkeit darin erweist, dass er sich anderen stellt: „Alle Informanten gaben als wesentliche Charakteristik des Ehrenmannes an, dass er sich anderen stellt.“ Das zeigt die große Bedeutung der Tätigkeit, sich der Gefahr oder dem Problem zu stellen. Die Niederlage der Männlichkeit liegt nicht darin, in diesem Kampf zu verlieren, denn ein Verlierer, der tapfer gekämpft hat und so seinen Mut gezeigt hat, ist trotzdem geachtet. Nein die Niederlage liegt darin, sich dem Kampf erst gar nicht zu stellen. An dieser Stelle denke ich, kann man den Kampf als Metapher für jeden Lebenskampf auslegen.
Um ein letztes Beispiel zu nennen, geht es nach Truk auf Papua Neuguinea. In der dortigen Kultur herrscht eine Vorliebe für Faustkämpfe, in denen jeder Mann ganz praktisch zeigen kann aus welchem Holz er geschnitzt ist. Auch wenn man sicherlich über diese Praktik diskutieren kann, zeigt die Einstellung, die diesem Kampf zugrunde liegt, dass der Mut, der sich der Herausforderung stellt, zu dem rauen Kern der Männlichkeit dazu gehört.

„Das, worauf es am meisten anzukommen scheint, ist nicht unbedingt den Kampf zu gewinnen, obwohl auch dies zählt, sondern eher die Bereitschaft, den Kampf anzunehmen oder auf die Herausforderung zu antworten sowie das Demonstrieren von Gleichgültigkeit Schmerzen gegenüber. Wenn er sich tapfer in der Hitze des Kampfes bewährt –ob er gewinnt oder verliert-, festigt er seinen Anspruch auf Männlichkeit und erhöht gleichzeitig das kämpferische Ansehen seiner Gruppe.“
Zusammenfassend erklären die Soziologen Michael Cicone und Diana Ruble nach ihrer Analyse der männlichen Bilderwelt im zeitgenössischen Amerika:
„Der gemeinsame Nenner aller maskulinen ethnischen Subkulturen ist eine Art von dynamischer, draufgängerischer Einstellung zum Leben im allgemeinen mit der Möglichkeit äußerer Erfolge.“
Nach diesen Überlegungen über Tapferkeit stellt sich mir als Mann, der Jesus liebt und seine Männlichkeit vor allem durch Gott definieren möchte die Frage: Okay Gott, wir Männer sind durch unsere Biologie und im Bezug auf dieses Leben in dieser Welt so geschaffen, dass Mut und Tapferkeit, zu den Kernwerten der Männlichkeit gehören und in dieser Welt von uns verlangt wird als Männer mutig zu sein. Was bedeutet das aber konkret für mein Leben? Ich muss an dieser Stelle an einen Satz denken, den Paulus vor vielen Jahren an Timotheus schrieb:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 2.Timotheus 1,7
Wir sollen in der Kraft des Geistes mutig sein, Männer, aber die Motivation unserer Taten entsteht aus der Liebe und was wir auch tun, soll die Frucht einer besonnenen Entscheidung sein. Ohne Besonnenheit ist Mut nicht zu denken! Um diesen wichtigen Aspekt zu klären, möchte ich noch zu Aristoteles und dem christlichen Philosophen Josef Pieper kommen, die sich beide intensiv in ihren Schriften mit Tapferkeit auseinandergesetzt haben.
Nach Aristoteles wird dem wahrhaftigen Mut die Besonnenheit vorausgesetzt, welche dem Handelnden das ausgewogene Maß zwischen Feigheit und Tollkühnheit weist. Die Besonnenheit begründet die Bekämpfung der Furcht und reflektiert auch die Motivation und Intention des mutigen Handelns. Aristoteles sagt über den mutigen Mann, dass er die Balance zwischen irrationaler Furcht und unbesonnener Waghalsigkeit hält. Es geht also darum zu wissen, wann von einem Mut erfordert wird, um nicht unnötige Risiken einzugehen, aber auch auf der anderen Seite Feigheit zu entlarven. Wenn ich einen Klippensprung in einem unbekannten Gewässer wage, ohne vorher den Grund abzutauchen, dann ist das nicht mutig, sondern naive Tollkühnheit. Andererseits versteckt sich Feigheit gern hinter Fassade der „weisen und vorsichtigen Überlegung“, mit der man sich schnell selbst etwas vortäuscht. So kann übertriebene und unberechtigte Angst sich einen klugen Vorwand suchen, nur um nicht die eigene sichere Zone verlassen zu müssen. Da fällt mir zum Beispiel ein versöhnliches Gespräch ein. Ich muss riskieren verletzlich zu werden und auf einen anderen Menschen zugehen. Der andere Mensch kann mich abstoßen und unversöhnlich bleiben und mein Verstand sagt mir „das lohnt sich nicht oder mach dich nicht zum Deppen“. Um diesen Schritt dann zu tun, gehört ganz einfach Mut.
Tapfer sein nämlich heißt: eine Verwundung hinnehmen können. Weil er wesenhaft verwundbar ist, darum kann der Mensch tapfer sein. – Josef Pieper
Ähnlich wie Aristoteles setzt Josef Pieper in seinem Buch „Vom Sinn der Tapferkeit“ Klugheit als Fundament der Tapferkeit. Außerdem setzt er noch eine weitere Tugend voraus, die Gerechtigkeit. Lesen wir was er dazu schreibt:
Darum ist die Tapferkeit, obwohl sie vom Menschen das Schwerste fordert, doch nicht die erste und größte unter den Tugenden. Denn nicht das Schwere und nicht die Anstrengung machen die Tugend, sondern einzig das Gute… Tapferkeit darf sich selbst nicht trauen, sagt Ambrosius…Klugheit und Gerechtigkeit stehen der Tapferkeit voran. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger dies: Ohne Klugheit und Gerechtigkeit gibt es keine Tapferkeit; nur wer klug und gerecht ist, vermag auch tapfer zu sein…Nicht irgendein Sich-Einsetzen für irgendwas macht das Wesen der Tapferkeit aus, sondern nur eine Selbsthingabe, die der Vernunft und das heißt: dem wahren Wesen und Wert der Dinge entspricht. Echte Tapferkeit setzt eine richtige Einschätzung der Dinge voraus: sowohl derer, die man „riskiert“, als auch derer, die man durch den Einsatz zu bewahren oder zu gewinnen hofft…Ohne die „gerechte Sache“ gibt es keine Tapferkeit. Der Mensch setzt sein Leben nicht der Todesgefahr aus, es sei denn, um die Gerechtigkeit zu wahren. Wegen des Guten, setzt der Tapfere sich der Gefahr des Todes aus. Darum hängt das Lob der Tapferkeit von der Gerechtigkeit ab.
Das Leben von Jesus Christus ist für diese tiefsinnige Wahrheit das allerschönste Beispiel. Als Jesus sich im Garten Gethsemane befand und bis auf den Tod betrübt war und die furchtbare Angst ihn überrollte, sodass er sogar Blut schwitzte, da rang Jesus mit dem Tode und er betete heftig (Lk 22,44). In diesem Augenblick kämpfte er den bitterlichsten Kampf und siegte durch seinen bedingungslosen Gehorsam zum Vater. Und er tat dies einzig und allein aus Liebe und weil er wirklich durch und durch gut ist. Er brach am Kreuz den Fluch der Sünde und stellte absolute Gerechtigkeit her. Und diesen Schritt ging er aus Überzeugung und mit eisernem Willen. Es heißt von ihm, dass er als er gemartert wurde, willig litt und seinen Mund nicht auf auftat wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, so tat er seinen Mund nicht auf (Jesaja 53,7). Jesus opferte sich selbst für die, die er liebt. Er stellte sich der furchtbarsten Angst, er stellte sich dem Gericht Gottes und seinem Zorn über die Sünde und hielt aus bis zum bitteren Ende. Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt (Jesaja 53,5).
Ja unser König ist der tapferste Krieger, den es gibt und er war treu bis ans bittere Ende, als er die machtvollen Worte aussprach: „Es ist vollbracht.“
Einen größeren Helden, dem wir nacheifern können werden wir nicht finden. Aber ihm nachzujagen, das wollen wir in seiner Kraft und mit der Ausrüstung des Heiligen Geistes tun. Darüber schreibt Josef Pieper folgende Sätze:
Die gnadenhaft geschenkte übernatürliche Tapferkeit, die eine Gabe des Heiligen Geistes ist, durchformt und krönt alle anderen „natürlichen“ Tapferkeiten des Christen. Denn tapfer sein heißt nicht nur: im Kampfe für die Verwirklichung des Guten Verwundung und Tod hinnehmen, sondern auch: auf den Sieg hoffen. Ohne diese Hoffnung ist Tapferkeit unmöglich.
Und unsere Hoffnung hat einen Namen und dieser Name heißt Jesus Christus: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Kolosser 1,27

Kommen wir nun zum Ende der Überlegungen und Gedanken über Mut und Tapferkeit als Kerneigenschaften der Männlichkeit. Wir haben gesehen, dass Feigheit und ein Rückzug oder eine Verweigerung sich der Bedrohung zu stellen absolut konträr zur Männlichkeit stehen. Die Bibel fordert uns dazu auf männlich und damit mutig zu sein. Dies erfordert unsere Willenskraft und der wahre Wert unserer Tapferkeit erweist sich aus der Besonnenheit und aus der „guten und gerechten Sache“ für die man tapfer ist. Mir geht es so, dass ich nach der Beschäftigung mit diesem Thema ein ganz neues Bewusstsein für die Wichtigkeit von Mut in meinem Leben bekommen habe. Ich habe mir fest in meinem Herzen vorgenommen mit Gottes Kraft ein mutiger Mann zu werden und zu sein und hoffe, dass es dir damit ebenso geht. Diese Tugend ist so unglaublich wichtig, dass es ohne sie gar nicht möglich ist wirklich tugendhaft zu leben, denn wahre Tugend stellt sich gerade im Augenblick der Anfechtung unter Beweis und um in diesen Augenblicken standhaft zu bleiben, benötigt es diese Eigenschaften, über die hier so viel geschrieben wird.
Mut ist nicht einfach eine der Tugenden, sondern die Form einer jeder Tugend an ihrem Testpunkt, das bedeutet zum Zeitpunkt der höchsten Realität. – C.S. Lewis
Mut ist zu Recht als die erste der menschlichen Qualitäten geachtet, weil es die Qualität ist, die alle anderen garantiert. – Winston Churchill
Ein männlicher Lebensstil, der sich in Tapferkeit erweist, ehrt einen Mann. Seine Angehörigen und seine Freunde können darauf bauen, dass er sich allen Bedrohungen mutig entgegenstellt und mit seinem Leben für das Wohl seiner Familie einsteht. Sein Wort gilt, denn er hat den Mut auch in Anfechtung seinen Werten treu zu bleiben. Seine Art das Leben anzupacken ist lobenswert, denn er zieht sich nicht in die sichere Komfortzone zurück, sondern stellt sich den Abenteuern und Kämpfen, die das Leben mit sich bringt. Seinen Glauben lebt er treu aus und steht auf für seinen Herrn. Mutig bekennt er sich zu Jesus. Er stellt sich auf die Seite der Gerechtigkeit und agiert klug, weil es so erfordert wird, damit das Gute getan wird. Er nimmt sich nicht wichtiger als andere, denn er ist bereit Opfer für andere zu bringen. Der mutige Mann ist ein Mann nach dem Herzen Gottes.
Quellen:
Brett & Kate McKay – Manvotionals
Josef Pieper- Von der Tapferkeit
David D. Gilmore- Mythos Mann