Motivierende Weisheit aus dem Leben eines hingebungsvollen Vaters, Kochs und Schulabbrechers.
Was können wir von unseren Vätern lernen? Was lernen deine Kinder von dir?
Dr. Rick Rigsby hielt 2017 an der California State University eine Graduierungsrede, die an Inspirationspotenzial wohl kaum zu übertreffen ist. Warum?
Weil sie authentisch und praktisch ist und uns dazu motiviert, frühzeitig mit der Entwicklung essentieller Tugenden zu beginnen. Sie ermutigt uns, an den unwahrscheinlichsten Orten die Augen für die Weisheit offen zu halten. Am meisten aber, weil sie von seinem Vater handelt, einem Koch, der in der dritten Klasse die Schule abbrach und für Ricks Familie – bestehend aus Doktoren und Richtern– dennoch der weiseste Mensch war. Ein weiser Schulabbrecher – das klingt auf den ersten Blick wie ein Oxymoron, doch der erste Blick kann täuschen.
Rick Rigsbys Ansprache bewahrheitet eine Beobachtung, die der österreichische Förster, Erfinder und Naturforscher Viktor Schauberger (1885-1958) machte:
„Die Menge glaubt, dass alles schwer Begreifbare tiefsinnig sei. Das ist unrichtig. Die höchste Weisheit ist einfach und geht durch den Schädel direkt ins Herz!“
Rick Rigsby richtet an uns alle ein Appell unseren heutigen Lebensstil zu hinterfragen und stimmt Albert Einstein (1879-1955) zu, dass Weisheit nicht das Ergebnis von Bildung sei, sondern durch den lebenslangen Versuch zustande komme, diese zu erlangen. Ricks Vater brachte sich das Lesen und Schreiben selber bei.
Für den weisen König Salomo war Weisheit gleichbedeutend mit Erlangen eines guten Lebens und Wohlgefallen vor Gott. Denn der Anfang aller Weisheit ist das Ernstnehmen und die Furcht Gottes. Lassen wir uns durch König Salomo auf die folgenden Lektionen einstimmen:
„Betrachte die Weisheit als deine Schwester und die Einsicht als deine beste Freundin.“ (Sprüche 7,4)
„Sucht meine Unterweisung, nicht Silberschmuck! Strebt nach Erkenntnis statt nach Schmuck aus Gold! Ihr wisst doch: Weisheit ist besser als Juwelen, sie ist mit nichts vergleichbar, was ein Mensch sich wünschen könnte!“ (Sprüche 8,10-11)
„Die Furcht des HERRN ist Zucht, die zur Weisheit führt, und ehe man zu Ehren kommt, muss man Demut lernen.“ (Sprüche 15,33)
„Ein Mensch, der auf hilfreichen Tadel hört, gehört zu den Weisen. Wer Zurechtweisung verwirft, wirft sein Leben fort. Wer sich korrigieren lässt, kommt zu tieferer Einsicht. Den Herrn ernst nehmen, das ist Erziehung zur Weisheit: erst die Bescheidenheit, dann die Ehre.“ (Sprüche 15,31-33)
„Befolge gute Ratschläge und lass dich korrigieren, dann bist du am Ende ein weiser Mensch.“ (Sprüche 19,20)
Worauf wartest du noch? Lasst uns auf die zeitlosen Lektionen eines weisen Schulabbrechers hören:
Exzellenz ist keine Handlung, sondern eine Gewohnheit
Ricks Vater zitierte seinen Kindern oft Michelangelo:
„Die größere Gefahr besteht nicht darin, dass wir uns zu hohe Ziele setzen und sie nicht erreichen, sondern darin, dass wir uns zu niedrige Ziele setzen und sie erreichen.“
Bei allem was er tat, versuchte er immer sein Bestes zu geben. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Tugenden sich in Gewohnheiten ausdrücken und nähren. Der griechische Philosoph Aristoteles kommt zu folgendem Schluss:
„Wir sind das was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Die Art und Weise, wie wir unsere Alltagsprobleme meistern und schon in den kleinen Dingen Verantwortung übernehmen, legt das Fundament für unseren Umgang mit den großen Herausforderungen unseres Lebens. Ein Boxchampion würde wohl sagen:
„Im Ring wirst du nicht zum Meister, sondern nur als ein solcher erkannt.“
Worauf es ankommt, ist deine tägliche Haltung.
Bestimmend ist der Alltag in der einsamen Sporthalle, wo du dich abseits des Rampenlichts befindest und mit eisernem Willen das tägliche nervenaufreibende Training ausführst, angetrieben durch die Unzufriedenheit mit dem bequemen Maß der Mittelmäßigkeit.
Rick fasst es so zusammen:
„Wenn du einen Job annimmst, dann gib dein Bestes. Alle Leute kritisierten mich damals, dass ich nur durchschnittlich bin. Aber ich habe mich entschieden nicht auf diese Leute zu hören und nach den Sternen zu greifen. Gut ist nicht gut genug, wenn es auch besser geht. Besser ist nicht gut genug, wenn es auch am besten geht.“
Jesus, dem besten Kenner unserer menschlichen Natur, drückte es pointiert aus:
„Nur wer im Kleinen treu ist, wird es auch im Großen sein. Wenn ihr bei kleinen Dingen unzuverlässig seid, werdet ihr es auch bei großen sein.“ (Lukas 16,10-12)
Lieber 1 Stunde zu früh als 1 Minute zu spät
Ricks Familie wusste im Elternhaus nie, wie viel Uhr es genau war. Sein Vater stellte alle Uhren immer der Zeit voraus. Die Ehefrau bezeugte, dass ihr Ehemann über 30 Jahre lang hinweg das Haus schon um 03:45 Uhr verließ. Eines Tages fragte sie ihn: „Warum machst du das?“ Er antwortet mit diesem bedeutungsschweren Satz, der an unsere erste Lektion anschließt:
„Vielleicht wird mich einer meiner Jungs in der Tat der Exzellenz fangen.“
Was für eine Grundeinstellung zu seinen Söhnen! Hier möchte auch ich mir eine ganz große Scheibe abschneiden. Selbst wenn du jetzt noch Single bist, ist es nie früh genug, um mit der Kultivierung dieser Exzellenz in deinem Leben anzufangen. Wenn du später einmal den starken Baum des Vorbilds für deine Kinder in deinem Garten haben möchtest, solltest du schon in deiner Jugendzeit mit der Pflanzung des Samens beginnen.
Finde deinen Besen, um deinen positiven Einfluss zu erhöhen
Der Koch würde uns heute allen sagen:
„Stellt sicher, dass das Handtuch eures Dienstes größer ist als euer Ego. Stolz ist das Anästhetikum, welches den Schmerz der Dummheit abtötet.“
Ließ dir das bitte noch einmal in Ruhe durch.
Stolz ist die Last einer törichten Person.
Rick bringt hier ein Paradebeispiel, das diese Gesinnung veranschaulicht. John Wooden war für sein Leben der Basketballcouch für das Team der University of California, aber seine Berufung war es die Menschen positiv zu beeinflussen. Rate einmal, was er trotz all der Triumphe in den nationalen Meisterschaften unter der Woche tat?
„Er ging zur Abstellkammer, holte den Besen heraus und kehrte den Boden seiner eigenen Sporthalle.“
Du möchtest eine Auswirkung auf die Menschen in deinem Umfeld haben? Finde deinen Besen!
Auf diese Weise wächst dein Einfluss.
Dadurch wirst du Menschen anziehen und eine positive Auswirkung auf sie haben.
Bleib standhaft im Sturm
Rick schließt seine Rede mit einer ergreifenden persönlichen Geschichte:
In den 70ern traf ich die bezauberndste Frau der Welt, ihr Name ist Trina. Bis heute können mir meine Freunde kaum glauben, dass sie mir damals ihre echte Nummer gab. Wir hatten ein erstes, zweites und drittes Date. Dann nahm ich sie mit, um sie meinen Eltern vorzustellen. Mein Vater traf auf sie. Mein persönlicher Held zog mich zur Seite und fragte mich, ob sie verrückt sei, mit mir zu gehen. Selbst bei unserer Hochzeit fragte sich die Hochzeitsgesellschaft: «Wie in aller Welt?» Und das kam von meiner Seite der Familie.
Wir heirateten und bekamen ein paar Kinder. Unser Leben verlief gut. Eines Tages fand Trina einen Knoten in ihrer Brust. Brustkrebs. Sechs Jahre nach der Diagnose schritten meine beiden jungen Söhne und ich an ihren Sarg. Zwei Jahre lang hörte mein Herz auf zu schlagen.
Ohne meinen Glauben und das Vertrauen in Gott würde ich heute nicht vor euch stehen. Wenn es meine beiden kleinen Jungs nicht gäbe, gäbe es keinen Grund weiterzumachen.
Ich war komplett verloren und konnte nicht tiefer sinken. Wisst ihr, was mir hier weitergeholfen hat? Die Weisheit eines Schulabbrechers. Die Weisheit eines einfachen Kochs. Das einzige Mal als ich meinen Vater weinen sah, war am Sarg meiner Frau. Trina war seine Tochter und nicht nur seine Schwiegertochter. Ich stand direkt hinter meinem Vater und war kurz davor sie ein letztes Mal zu sehen. Mein Vater sagte zu mir drei einfache Worte, die mein Leben genau dort an diesem Sarg veränderten. Es war die letzte Lektion, die er mir beibringen würde. Er sagte:
«Sohn, halte einfach stand. Halte einfach stand. Egal wie turbulent das Meer auch ist, du hältst einfach stand. Du haltest aus, egal was kommt, du gibst nicht auf.»
Alexandre Dumas schrieb in seinem berühmten Roman „Der Graf von Monte Christo“:
„Das Leben ist ein Sturm, mein junger Freund. In diesem Augenblick als du dich noch im Sonnenschein, und im nächsten Moment wirst du auf den Felsen zerschmettert. Was einen Mann ausmacht, ist das, was er tut, wenn ein solcher Sturm kommt. Du musst dem Sturm ins Auge sehen und ihm entgegenschreien: ‚Tu das Schlimmste, zu dem du fähig bist! Ich werde das meine tun.“
Als Könige und Priester des Höchsten sind wir angehalten uns selbst zu fragen: Was bedeutet für mich „das meine tun“?
Wie sollen wir uns im Sturm als Männer Gottes verhalten? Auf was und wen verlassen wir uns? Auf welchem Fundament stehen wir, wenn sich die Stürme des Lebens vor unseren Augen auftürmen?
Es kann nur ein Fundament geben und niemand weiß es besser als der König David, der unter Verfolgung und Lebensbedrohung in der Höhle von Adullam seine Quelle aller Stärke und Standhaftigkeit felsenfest bezeugte:
„Ich liebe dich, HERR! Du bist meine Kraft! Der HERR ist mein Fels, meine Festung und mein Erretter, mein Gott, meine Zuflucht, mein sicherer Ort. Er ist mein Schild, mein starker Helfer, meine Burg auf unbezwingbarer Höhe.“ (Ps. 18,2-3)
Nur auf diesem Fundament können wir erkennen, warum uns Paulus zutraut, den folgenden Aufruf und Anspruch in unserem eigenen Leben umsetzen zu können:
„Sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.“ (2. Korinther 6,4-10)
„Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ (Philipper 4, 12-13)
Was zählt, ist wie du lebst
Rick lässt uns noch einmal in das Geheimnis seines letzten Erlebnisses mit seiner Frau hineinblicken:
„Und so deutlich wie ich heute mit euch spreche, so deutlich waren auch ihre letzten Worte zu mir. Sie sah mir in die Augen und sagte:
«Es ist mir jetzt egal, wie lange ich lebe. Für mich zählt nur, wie ich gelebt habe.»
Ich stelle euch allen eine Frage, eine Frage, die mir ein Schulabbrecher mein ganzes Leben lang stellte:
«Wie lebst du? Wie lebst du?»
Fragt euch das jeden Tag aufs Neue.“
Als ich mich 2012 zum ersten Mal über den Ozean wagte, um meine nächsten sechs Monate im sagenumwobenen Mexiko der Mayas und Azteken zu verbringen, verfolgte mich über diese Zeit ein geflügeltes Wort von Abraham Lincoln (1809-1856):
„Am Ende sind es nicht die Jahre im Leben die zählen, sondern es ist das Leben in den Jahren.“
Das unvergleichliche Genie Steve Jobs hielt 2005 in Stanford eine Abschlussrede, in der er viele inspirierende und gewichtige Einblicke in sein Leben und den Kampf gegen den Krebs gab. Dieser Kampf dauerte bis 2011 an und forderte sein Leben. Ich lege dir diese Rede wärmstens ans Herz. Er appellierte an alle sich daran zu erinnern, dass unsere Zeit begrenzt ist:
„In den vergangenen 33 Jahre habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: Wenn heute der letzte Tage meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich heute im Begriff bin zu tun? Und immer wenn die Antwort zu viele Tage hintereinander ‚Nein‘ lautet, weiß ich, dass ich etwas verändern muss.“
Was zählt, ist nicht wie lange wir leben. Sondern was zählt ist WIE wir leben und ob unsere Zeit hier auf dem Planeten Erde mit WAHREM Leben erfüllt ist. Als Krieger des Lichts wissen wir, wer die einzige Quelle dieses wahren Lebens ist.
Abklang
Wir kommen nun zum Schluss unserer heutigen Expedition in das Reich der Lektionen eines Schulabbrechers. Hören wir einfach auf die letzten Worte von Ricks Rede, der die Lektionen seines Vaters wie folgt zusammenfasste:
Habt keine Vorurteile, seid lieber zu früh da als zu spät, seid freundlich, seid hilfsbereit, so oft wie möglich. Wenn ihr etwas tut, dann gibt immer euer Bestes. Macht es richtig. Dieser Koch würde euch sagen, dass es niemals falsch ist das Richtige zu tun, denn so wie ihr etwas macht, so macht ihr alles. Auf diese Art und Weise wächst euer positiver Einfluss auf andere, nur so bewirkt ihr Veränderung.
So werdet ihr all jene ehren, die vor euch gegangen sind und die in euch investiert haben.
Sucht auch an den ungewöhnlichsten Orten nach Weisheit. Verbessert euer Leben jeden Tag, indem ihr nach dieser Weisheit sucht und fragt euch jeden Abend,
«Wie lebe ich?»
Als ich Ricks Worten lauschte, kam mir der Gedanke in den Sinn, wie oft wir Menschen in unserem Umfeld teils bewusst, teils unbewusst beeinflussen. Wir befinden uns in einem Beziehungsnetzwerk und haben automatisch eine Auswirkung auf unsere Mitmenschen in unserem Umfeld. Wie viel mehr trifft dies auf Väter und Söhne zu.
Ich möchte zum Abschluss mit dir das englische Gedicht „A Little Fellow Follows Me“ von einem unbekannten Poeten teilen:
„A careful man I want to be —
a little fellow follows me.
I do not dare to go astray,
for fear he’ll go the self-same way.I cannot once escape his eyes.
Whatever he sees me do he tries.
Like me he says he’s going to be —
that little chap who follows me…He knows that I am big and fine —
And believes in every word of mine.
The base in me he must not see —
that little chap who follows me…But after all it’s easier,
that brighter road to climb,
With little hands behind me —
to push me all the time.And I reckon I’m a better man
than what I used to be…
Because I have this lad at home
who thinks the world of me.”
Was für einen Einfluss hatte Ricks Vater! Diese Hingabe ermöglichte es, dass Millionen von Menschen selbst heute noch – lange nach seinem Tod – durch sein Beispiel zum Guten beeinflusst werden.
Ich hoffe, auch du zählst dazu.
Quellen
Dr. Rick Rigsbys Rede
Seve Jobs Graduierungsrede an der Stanford University 2005
Bild: aamiraimer/Devanath/PublicDomainPictures/Pixabay