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Das Geheimnis des Gentleman

Unsere Welt braucht Gentlemen. Es gibt viele Spekulationen darüber, was einen Gentleman ausmacht. Aber es werden keine Spekulanten gebraucht, sondern Männer, die tatsächlich wissen, was es bedeutet ein Gentleman zu sein. Männer, die einen entsprechenden Lebensstil kultivieren und sich diesem verschreiben. Wir wollen es wagen zum Herzstück des Gentlemans durchzudringen und herauszufinden, was das Geheimnis eines Gentlemans ist.

Part One

Ein wahrer Gentleman strahlt eine geheimnisvolle Anziehung aus, die sich nicht so leicht in Worte fassen lässt. Es ist eine Ausstrahlung von ungeheurer Kraft, Dominanz, Attraktivität, zuvorkommender Freundlichkeit und Selbstbeherrschung, die total sanft wirkt. Richtig gelesen: ein Gentleman ist ein sanftmütiger Mann, eben ein „Gentle-Man“. Das ist die Urbedeutung dieses Wortes.

Mit Sanftmut kann heute leider so gut wie niemand mehr etwas anfangen. Es herrscht ein sehr verzerrtes Verständnis über das Wesen der Sanftmut. Mal im Ernst… was sind deine ersten Gedanken und Assoziationen, wenn du diesen Begriff hörst?

Man könnte sich ein sehr weiches und sanftes Klopapier vorstellen, genannt „Die Sanfte“ oder vielleicht ein sanfter Puder. Ein sanftmütiger Typ kann nur eine halbe Portion sein. Der nette Kerl, der einem niemals gefährlich werden kann, weil er eben einfach ganz nett und harmlos ist. Ein echter Mann ist immer hart und nicht sanft – was für ein Blödsinn!

Sanftmut ist das absolute Gegenteil von Schwäche oder Harmlosigkeit. In Wahrheit bedeutet Sanftmut beherrschte Kraft. Das Gegenteil von Sanftmut ist somit Schwäche, die sich in Ungeduld, Jähzorn, Disziplinlosigkeit und unkontrolliertem Zorn ausweist. Dies sind alles Kennzeichen eines schwachen Charakters. Wer ein Gentleman sein will, benötigt Sanftmut, d.h. er muss lernen, seine Kraft zu beherrschen. Es bedeutet, dass du, wenn du ein Gentleman werden willst, erst einmal Stärke erlangen musst. John Wayne muss es wissen, denn von ihm kommt folgende Aussage: „Du musst erst ein echter Mann sein, bevor du ein Gentleman sein kannst.“ Ein sanftmütiger Mann hat gelernt seine innere Kraft zu zähmen und sie zu beherrschen.

Rodeo gehört zu den gefährlichsten Sportarten der Welt. Mit Wagemut, der schon an Verrücktheit grenzt, setzten sich die Cowboys auf wilde Pferde und versuchen eine Show zu liefern, indem sie so lange wie möglich auf dem Sattel bleiben. Das Pferd hat eine ungeheure Kraft und deswegen gibt es auch häufig Verletzte oder sogar Tote. Was ein großes Event geworden ist, war schon immer notwendig gewesen, um Pferde als Nutztiere zu halten. Ein Pferd muss zugeritten werden, damit es seinem Herrn zum Nutzen ist. Es wird gezügelt und gezähmt. Das Interessante ist, dass dieses Pferd immer noch dasselbe ist. Es hat nichts an seiner Kraft verloren. Es galoppiert genauso schnell und kann mit seinen Hinterbeinen genauso hart treten wie vorher. Der entscheidende Unterschied ist, dass es nicht mehr wild ist und seine Kraft wild einsetzt, sondern nun der Reiter das Pferd kontrollieren kann.

Versetze dein inneres Wesen metaphorisch an die Stelle des Pferdes. Wer hat das Sagen? Wer ist der Herr? Du oder dein Temperament? Du oder dein unkontrollierter Wille?

Ein Gentleman ist ein sanftmütiger Mann, der den Rodeoritt mit sich selbst gewonnen hat und seine Kraft beherrscht. Nur Menschen, welche Festigkeit besitzen, sind zu wahrer Sanftmut fähig.

„Was ist denn Sanftmut anderes als: die schwere Last leicht tragen, wie Ungeduld und Verdrießlichkeit nichts anderes sind, als: die leichte Last schwer tragen.“ – Søren Kierkegaard

Ein großartiger Mann und wahrer Gentleman, der uns zum Vorbild dienen soll, ist der schottische Arzt, Abenteurer, Afrikaforscher und Pioniermissionar Dr. David Livingstone, der als erster Weißer Afrika von Westen nach Osten durchquerte. Er opferte Blut, Schweiß und Tränen und kam des Öfteren fast ums Leben. Dieser Mann war ein Kämpfer. Ein Mann Gottes, der unsere Welt prägte. Wenn man jemanden richtig kennenlernen will, dann muss man mit ihm zusammenwohnen. Da zeigt sich das wahre Gesicht eines Menschen. Genau dies tat Sir Henry Morton Stanley, ein britisch-amerikanischer Journalist, da er sich in den tiefen Dschungel aufmachte, um den seit 1869 als verschollen geltenden D. Livingstone ausfindig zu machen. Lesen wir, was der zunächst skeptische Mann, über seinen Reisepartner zu berichten hatte, nachdem er ihn am 10. November 1871 in Ujiji (Tansania) fand:

„Vier Monate lebte ich mit ihm im selben Haus oder im selben Boot oder im selben Zelt und ich fand nie eine Schuld bei ihm. Seine Sanftmut ließ ihn nie im Stich. Keine belästigenden Sorgen, keine Ablenkung des Geistes, keine lange Trennung vom Heim und Gleichartiges konnten ihn dazu bringen, sich zu beschweren. Er ist der Meinung, dass alles am Ende zum Guten kommen wird; er hat solch einen Glauben an das Gute der Vorsehung.“

 

Part Two: Mose und Jesus

Mose war ein Mann, der Sanftmut auf die harte und lange Tour lernte. Er war ein sehr starker Mann. Angesehen als Sohn der Prinzessin von Ägypten, ausgebildet von den besten Lehrern der Zeit, geschult mit Waffen umzugehen und strategisch unterrichtet. Er war darauf vorbereitet ein ganz Großer in der ägyptischen Welt zu werden, einem Imperium von Macht und Reichtum, welches auf dem Rücken von Sklaven erbaut wurde. Doch dann kam alles anders. Mose hatte Mitleid mit dem unterdrückten Volk der Israeliten. Diese Sklaven waren eigentlich sein Volk und ihr Blut floss auch durch seine Adern.

In einem Moment des unkontrollierten Zornes, erschlägt er einen ägyptischen Mann, der sich an einem Israeliten ausgelassen hatte. Mose, ein wirklich mächtiger Mann, wird zum Mörder aus Impulsivität, weil er seine Gefühle nicht im Zaum halten kann. Dieses Motiv zieht sich durch sein Leben. Als er wegen dieser Tat fliehen muss, kommt er in die Wüste zu einem Brunnen. Er bekommt mit, wie sich mehrere Hirten den Frauen gegenüber ungerecht benehmen und setzt sich für sie ein. Ganz allein legt er sich mit den Männern an und zwingt sie zur Flucht. Mit diesem unberechenbaren Mann wollen es die Hirten nicht aufnehmen. Ein weiteres Mal schlägt er aus Zorn mit seinem Stab auf einen Stein, weil das Murren des Volkes ihn wütend machte. Dieser Ungehorsam gegenüber der Aufforderung Gottes kostet ihn den Eintritt in das verheißene Land. Wir können sehen, dass Mose lange Zeit mit seinem Temperament zu kämpfen hatte.

Wie kam es, dass ausgerechnet dieser Mose später als ein sanftmütiger bzw. demütiger Mensch bezeichnet wurde (4.Mose 12,3)? Nicht nur das, in dieser Qualität übertrumpft er laut diesem Vers alle Menschen auf Erden.

Es gibt nur einen von dem so etwas in der Bibel gesagt wird, nämlich von demjenigen, dem wir folgen – Jesus. Jesus beschreibt sich nur ein einziges Mal mit Adjektiven und wählt diese beiden:

„… ich bin sanftmütig und von Herzen demütig…“ Matthäus 11,29

Wir reden hier von Jesus, dem Schöpfer der Welt, der HERR aller Herren, dem alle Gewalt und Macht im Himmel und auf Erden gehört, der über allem steht und alles regiert. Es gibt niemanden der mächtiger und stärker ist als Jesus und er charakterisiert sich als jemand, der sanftmütig ist. Jesus ist der größte Gentleman, den es gibt.

Ein entscheidendes Merkmal eines Gentlemans ist, dass er Unterdrückung, Anklage und persönliche Angriffe aushalten kann, ohne unter dieser Last zu zerbrechen und emotional zu explodieren. Wir sehen das beim Umgang Jesu mit seinen Feinden und wir finden das auch bei Mose. Gott veränderte ihn in der langen Wartezeit, bis er zu einem der größten Anführer in der Geschichte Israels heranreifte. Wir können das sehr gut daran sehen, wie unterschiedlich er später in extrem herausfordernden Situationen reagiert. Mehrfach wird seine Position als Führer des Volkes auf gemeine Art in Frage gestellt. Obwohl Moses Herz für das Volk schlägt, erwidern sie mit Aufruhr und Meuterei. Früher wäre Mose sicherlich so wütend geworden, dass er an seinen Feinden ein Exempel statuiert hätte. Nun vertraut er darauf, dass Gott sein Rechtsprecher ist und seine Autorität herstellt. Trotz erlebter Ungerechtigkeit betet er sogar für das Volk. Das ist wahre Größe.


Ein tieferer Einblick

Zwei Aspekte, aus denen diese Größe besteht, wollen wir uns näher anschauen:

Zum einen besteht diese Größe darin, sein Gemüt zu kontrollieren und in Augenblicken der Gemeinheit und Boshaftigkeit standhaft zu bleiben. Nur derjenige kann die andere Wange hinhalten, der innere Kraft besitzt. Wer das aus Feigheit oder Schwäche tut, hat den Sinn dieser Aussage Jesu ganz verfehlt.

„Seelengröße (ist es), eine Beleidigung mit Sanftmut zu ertragen.“ – Demokrit

„Nicht derjenige ist tapfer, der sich Ausbrüchen des Zornes überläßt, sondern derjenige, der Milde und Sanftmut besitzt.“ – Marc Aurel

Dies bedeutet jedoch nicht, dass jede Situation gleichermaßen gehandhabt werden muss. Manchmal erfordert es, dass ein Gentleman von seinem Zorn zu Taten veranlasst wird. Wir sehen das bei Jesus. Als er sieht wie der Tempel zu einer „Räuberhöhle“ verkam konnte er nicht tatenlos bleiben, da dieses Haus des Gebets zu einem Haus der Korruption, Heuchelei und des Geldgewinns gemacht wurde.

„Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, auch die Schafe und die Ochsen; und die Münzen der Wechsler schüttete er aus und die Tische warf er um.“ Johannes 2, 15

Jesus wurde keinesfalls von seinem Temperament überwältigt und ergab sich einem Zornausbruch, denn er machte sich zunächst eine Geißel aus Stricken. Das bedeutet, dass er sich Zeit ließ. Seine Aktion war eine wohlüberlegte und sehr entschiedene Tat, die er im Nachhinein nicht bereute, sondern genauso wieder getan hätte. Er ließ etwas von seiner Vollmacht erkennen und stellte den ganzen Tempel auf den Kopf. Dieser sanftmütige Jesus war auch in diesem Augenblick sanftmütig.

Nach Aristoteles ist Sanftmut die Mitte zwischen dem Extrem der Zornlosigkeit und dem übermäßigen Zornausbrauch. Ein Gentleman ist seinem Zorn nicht ausgeliefert und er ist auch kein Mensch, dem alles gleichgültig ist. Er ist ein Mann, der seine Kraft beherrscht!

„Wer nun zürnt worüber er soll, und wem er soll, und dazu wie, wann und solange er soll, wird gelobt, und so wäre er denn der Sanftmütige, wenn anders die Sanftmut Lob erhält. Denn der Sanftmütige soll ein Mann sein, der sich nicht verwirren und von seinem Affekt fortreißen läßt, sondern in der Art, in der Veranlassung und in der Dauer seines Zornes nur der Vernunft Gehör gibt.“ – Aristoteles

Der zweite Aspekt der Größe besteht darin, dass die eigene Kraft nicht dazu gebraucht wird, um sich selbst auf ein Podest zu stellen und zu bereichern, sondern um anderen zu dienen. Jesus, Mose und viele andere Gentlemen haben ihr Leben und ihre Kraft dafür eingesetzt, große Dinge für andere zu tun. Es beginnt allerdings schon mit kleinen Taten. Ein Gentleman verzichtet nicht auf einen Sitzplatz, weil er ihn sich nicht mit Gewalt nehmen könnte, sondern weil er sich dazu entscheidet, einer älteren Person, einer Lady oder ganz schlicht seinem Nächsten in Höflichkeit zuvorzukommen.

„Sanftmut bedeutet große Macht zu besitzen und sie auf erbarmungsvolle Weise zum Wohl von anderen einzusetzen.“ – Rick Warren

Am 1.Dezember 2017 gab es einen UFC Kampf der Sonderklasse. Im Ring standen sich Diego „The Nightmare“ Sanchez und Isaac „The Shermanator“ Marquez gegenüber. Der erste Kämpfer ist ein UFC Champion, der andere ein Mann mit Down-Syndrom, der es liebt zu kämpfen. Sie trafen sich in der Jackson Wink MMA Academy und wurden Freunde, die zusammen trainierten. Da hatte Diego die großartige Idee seinem Freund einen Lebenstraum zu erfüllen: einmal selbst im Käfig zu kämpfen.

Am Ende der ersten Runde gewinnt Isaac unter tosendem Applaus den Kampf. Er hat den UFC Champion geschlagen! (Schau dir das Video an: https://www.youtube.com/watch?v=_Ufjg3qoew0)

Diego Sanchez zeigt seine Größe. Er macht seinem Freund eine große Freude, weil er als Gentleman seine Kraft beherrscht und sie in diesem Augenblick nicht gebraucht, auch wenn sie da ist. Er bleibt sanft und lässt Isaac gewinnen. Das ist Sanftmut. Wehe dem, der dies mit Schwäche verwechselt!

 

The End

Wir haben ein wichtiges Geheimnis des Gentlemans gelüftet – SANFTMUT. Ein Gentleman ist ein starker Mann, der in herausfordernden Situationen Herr über sich selbst ist. Er gebraucht seine Stärke zum Wohl der anderen. Es geschieht eben nur in der Gegenwart von Stärke, dass Sanftmut notwendig wird. Für mich steht fest, dass ich zu so jemandem werden möchte. Von Mose über Jesus bis zu Dr. Livingstone: wir haben großartige Vorbilder, lasst uns von ihnen lernen.

Wer heute in unserer Gesellschaft rebellieren will, der werde ein Gentleman. Es gibt sie leider viel zu selten und dabei braucht unsere Welt Gentlemen.

Unsere Welt braucht dich!

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