Es gibt Menschen, mit denen es einfach Spaß macht, sich zu unterhalten. Man geht aus der Unterhaltung heraus und fühlt sich gut, denn die eben geführte Konversation, war entweder bereichernd, unterhaltsam, erhebend, belustigend, ermutigend oder beflügelnd.
Was haben diese Menschen auf sich, dass sie mit Worten einen solchen Effekt auf andere Menschen erzielen? Es scheint, als würden sie ein Gespräch als eine Chance betrachten, die sie sich nicht entgehen lassen wollen, dass ihr Gegenüber auf die Unterhaltung mit ihnen zurückblickt und dabei einen inspirierenden Augenblick sehen kann.
In diesem Artikel wollen wir uns dem Thema der Kommunikation widmen und herausfinden, was ein wirklich gutes Gespräch ausmacht und wie du, ganz gleich wer du bist und was du über deine charismatischen Fähigkeiten denkst, zu einem eleganten und wertgeschätzten Gesprächspartner werden kannst. Es gibt jedoch eine Voraussetzung für den Erfolg: Du musst genug Willen aufbringen, dir neue Fähigkeiten anzueignen, sie umzusetzen und durch Übung zu wachsen! Denn Gesprächsführung ist eine Fähigkeit, die man erlernen kann.
Let´s go!
In dem Buch „First Impressions“ (von Ann Demarais und Valerie White) geht es um die Psychologie der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Es gibt wenige Themen, die unseren Alltag so durchdringen, da wir ständig auf andere Menschen treffen und jeder Mensch Signale sendet und empfängt. Innerhalb weniger Sekunden wird im Unterbewusstsein entschieden, ob man eine Person eher sympathisch oder unsympathisch findet. Automatisch ordnen wir Menschen in Schubladen ein und dieser erste Eindruck ändert sich nur sehr schwer. Die Kommunikation ist ein wichtiger und bestimmender Faktor für die Wahrnehmung der Menschen und uns selbst. Ob eine tiefgehende Unterhaltung oder ein lässiger Plausch mit Kollegen – wir treten ständig in Beziehung.
Es ist schlichtweg nicht zu vermeiden und besonders Männer kämpfen oft auf diesem Gebiet. Du willst eine Frau ansprechen und hast keine Ahnung, wie du dich nicht als Vollidiot anstellen sollst und wie du ein unterhaltsames Gespräch am Laufen halten kannst. Du stehst mit Leuten im Aufzug und niemand bringt es fertig einen entspannten Smalltalk zu initiieren, sodass alle nur komisch schweigen und in die Ecke schauen. Du bist mit Kollegen essen und es wird nur über oberflächliche Dinge geredet. Du hattest ein Gespräch mit jemanden und kannst überhaupt nicht einschätzen, was der andere von dir hält und ob die Unterhaltung gewinnbringend war. Es gib genügend Beispiele.
In einem ihrer Eröffnungskapitel gehen die beiden Damen der Psychologie genau auf diese beiden Aspekte ein: was macht ein gutes Gespräch aus und was erwartet ein Mensch von einer guten Unterhaltung.
Das Geheimnis ist simpel. Wir müssen auf unsere einfachsten Bedürfnisse achten, die wir in uns tragen, wenn es um Beziehung und Austausch mit anderen Menschen geht. Die Autorinnen zeigen, dass es VIER Bereiche gibt, die unsere Grundlage der menschlichen Interaktion bilden und nach denen wir uns alle in einem Gespräch sehnen: WERTSCHÄTZUNG (Appreciation), VERBINDUNG (Connection), ERHEITERUNG/ERHEBUNG (Elevation) und ERLEUCHTUNG (Enlightenment).
Wenn du diese vier Bereiche meisterst und lernst sie in deine Gespräche zu integrieren, dann wirst du eine sehr wichtige Fähigkeit eines wahren Gentlemans dein eigen nennen können. Du wirst für viele Menschen ein bereichernder und sehr wertgeschätzter Gesprächspartner werden. So wie es ein englisches Sprichwort besagt, beginnt mit der Bildung die Entwicklung des Gentlemans, wobei die Konversation ihn vollendet. In diesem Sinne, lasst uns in die Kunst der gepflegten Gesprächsführung eintauchen!
I. Der Galante – WERTSCHÄTZUNG (Appreciation)
Jeder Mensch genießt Wertschätzung! Ehrlich gemeinter Lob, der direkt oder indirekt ausgedrückt wird, zaubert schnell ein Lächeln ins Gesicht. Ein Gefühl des Wohlseins mit sich selbst breitet sich aus. Es ist interessant zu beobachten, dass viele Menschen sehr viel von sich, ihren Errungenschaften oder ihrem Besitz erzählen, was jedoch lediglich ein inneres Bedürfnis zum Ausdruck bringt: wir möchten anerkannt und wertgeschätzt werden.
Es geht nicht darum jemanden in seinem Narzissmus zu fördern, sondern seine ehrlich gemeinte Wertschätzung zu kommunizieren. Das beste Kompliment ist dasjenige, was den Menschen in seiner einzigartigen Persönlichkeit beschreibt. Denke daran, als dich jemand das letzte Mal lobte. Dieser Mensch ist dir sehr wahrscheinlich sympathisch.
Beispiel
Tyler: „Ich habe mich vor 2 Monaten endlich überwunden und meine Morgenroutine umgestellt. Ich stehe eine Stunde früher auf und gehe joggen. Dann kommt die eiskalte Dusche. Es ist hart, aber ich bleib dran und habe auch schon die ersten Kilos verloren.“
Sven: „Respekt mein Freund! Es gibt viele, die sich das vornehmen, aber den Plan nicht durchziehen. Die ersten Ergebnisse deiner Entschlossenheit kann man auf jeden Fall sehen.“
In diesem einfachen Beispiel sehen wir, wie Sven den Charakter Tylers hervorhebt und sowohl seine Disziplin, als auch die Resultate seines Trainings lobt. Dadurch wird Tyler ermutigt weiterzumachen, er erlebt Anerkennung seines Einsatzes und er fühlt sich gut über sich selbst – das alles durch eine kleine Geste der Wertschätzung.
Du kannst die Quelle von Wertschätzung für einen Menschen werden. Wenn du ein Gespräch als eine mögliche Ressource betrachtest, um Menschen zu ermutigen und wertzuschätzen, dann kannst du ein Mann werden, mit dem sich die Leute gerne unterhalten. In deiner Gegenwart erleben sie es angenommen und anerkannt zu werden, ohne sich verstellen zu müssen.
Ein Schlüsselbegriff, der auf alle vier Bereiche angewandt werden muss, ist AUTHENTIZITÄT! Wenn du beginnst zu schmeicheln, damit dich Leute mögen, dann kannst du das Ganze vergessen und einpacken. Niemand kann Heuchler leiden! Es wirkt nur, wenn du es ehrlich meinst.
II. Der Tiefgehende – Verbindung (Connection)
Erinnere dich an dein letztes Gespräch, als alles einfach im Flow war. Ohne krampfhafte Anstrengung lief die Unterhaltung wie von selbst, so wie wenn ein Segelboot vom Wind ergriffen wird, an Fahrt gewinnt und sich einfach treiben lässt. Der Schlüsselbegriff lautet „Rapport“ – das ist die magische Verbindung!
Aber wie entsteht so etwas? C.S. Lewis hat viel über Freundschaft nachgedacht und geschrieben. Interessanterweise ist für ihn der Beginn einer Freundschaft der Moment, in dem du aufschaust und sagst: „Was, du auch?“
Es geht um Gemeinsamkeiten, die eine inneren Verbindung herstellen. Geteilte Leidenschaft für eine Sache, ähnliche Erfahrungen, gemeinsame Interessen, derselbe Humor, gleiches Empfinden oder gleiche Einstellungen. Diese Verbindung schafft ein Zugehörigkeitsgefühl, weil unterbewusst ausgesagt wird „ich bin wie du“ und Gleiches gesellt sich bekanntlich zusammen. Wenn du es schaffst Gemeinsamkeiten zu finden und daran anzuknüpfen, dann wird das Gespräch laufen.
Beispiel
Dein Gesprächspartner geht z.B. momentan durch eine Krise, weil es Probleme an der Uni gibt und der Papierkram nervtötend ist. Du musstest dich in deinem Leben einmal um ein Arbeitsvisum für ein längeres Auslandspraktikum kümmern und hast ähnliche Erfahrungen gemacht. Obwohl es bei euch um total verschiedene Angelegenheiten geht, teilt ihr jedoch den erlebten Stress, Ungewissheit, komische Menschen bei den Ämtern, eine witzige Erfahrung, ein Ziel oder eine Deadline. Damit gibt es schon genügend verbindenden Gesprächsstoff. Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie sich das Gespräch weiter vertiefen könnte.
Ein weiterer extrem wichtiger Punkt, um eine Connection im Gespräch aufzubauen ist das TIMING.
„Die Kunst der Kommunikation ist es sowohl zu hören, als auch gehört zu werden.“
– William Hazlitt
Wenn du nur am Reden bist oder überhaupt nichts zum Gespräch beiträgst, dann ist die ganze Sache schnell ein Monolog, den nur wenige Menschen genießen. Selbstverständlich kann es Momente geben, in denen jemand etwas weiter ausholt, um eine Geschichte zu erzählen oder einen zusammenhängenden Input weiterzugeben, aber Fakt ist: Du musst zuhören lernen und wissen, wann du eine Pause einzulegen hast, damit dein Gegenüber gemeinsam mit dir im Fluss ist. Betrachte das Gespräch, als eine Art Musikstück, in dem es einen Rhythmus gibt und wenn ihr beide im Rhythmus seid dann macht das ganze Spaß. Du punktest auch bei Frauen, wenn du weißt wie man wirklich zuhört!
Es ist weiterhin wichtig zu verstehen, dass Rapport nicht nur durch Worte gebildet wird. Es geht auch um die Körpersprache. Eine offene und einladende Körperhaltung, ungeteilte Aufmerksamkeit, Augenkontakt und ein Lächeln sind Pflicht. Die Studien der beiden Damen haben ergeben, dass durch diese einfachen Gesten eine große Auswirkung auf die Wahrnehmung des Gesprächspartners haben. Vergiss nie, dass du allein durch deine Körpersprache ständig kommunizierst.
III. Der Humorvolle – ERHEITERUNG/ERHEBUNG (Elevation)
Gute Laune und gute Vibes – jeder steht drauf! Auf ganz natürliche Weise fühlen wir uns zu den Leuten hingezogen, deren Gemeinschaft einen zum Lachen bringt, Harmonie verbreitet, positive Gefühle auslöst und die Stimmung lockert. Du brauchst kein Komiker zu sein, um das hinzubekommen.
Beispiel
Mia: „Ich mag den November einfach nicht. Es ist kalt, dunkel und nass. Am liebsten würde ich auf eine Südsee Insel fliegen.“
Steven: „Ich mag den November auch nicht besonders. Es gibt aber ein paar Dinge, die ich genieße, die nur in kalten Monaten möglich sind: du kommst abends durchgefroren nach Hause, setzt dich mit einer Wolldecke auf den Chefsessel am Kamin, trinkst einen Irish Coffee, lässt leise chillige Musik im Hintergrund laufen und liest ein gutes Buch. Sag mir nicht, dass dir so etwas nicht gefällt!“ (mit einem Lächeln).
Was ist passiert? Steven hat es geschafft, Mias Blick auf schöne Gedanken zu richten. Er kreiert in ihrem Kopf eine schöne Szene und redet über genussvolle Dinge, die das Gehirn direkt mit angenehmen Erinnerungen und Empfindungen assoziiert und die Laune hebt. Von dem Dunklen und Kalten hin zum Wohligen und Schönen. Easy! Das ist die Idee. Wir alle tragen unsere Pakete mit uns herum. Deshalb haben wir Momente gerne, die uns vom Negativen ablenken und innere Entspannung ermöglichen.
Es gibt natürlich vielfältige Wege die Laune von Menschen zu erheben und der Königsweg bleibt das gemeinsame Lachen.
„Das Lachen ist die Sonne, die aus dem menschlichen Antlitz den Winter vertreibt.“ – Victor Hugo
Eine gute Portion Humor ist also sehr willkommen. Lustige Geschichten, Witze, angebrachte Albernheit, Verspieltheit – was du an Munition hast, kannst du verbrauchen. Wenn es dir gelingt die Leute zum Lachen zu bringen, dann hast du viel gewonnen.
IV. Der Intellektuelle – ERLEUCHTUNG (Enlightenment)
Kleine Kinder sind große Entdecker. Alles ist spannend und sie sind einfach neugierig auf das Leben. Mit großen Augen und offenem Mund können sie einfach lange auf ein Ahornblatt schauen, dass auf dem Boden liegt, während wir das Blatt nicht einmal bemerken. Was wir leider verlernt haben, steckt dennoch in uns allen: die Neugier auf Neues.
In diesem letzten Punkt, geht es darum diese Neugier zu stimulieren und dem Gesprächspartner etwas Interessantes zu präsentieren. Selbst banale Funfacts können unterhaltsam sein. Das Wort Pumpernickel stammt aus dem Mittelalter und bedeutet „furzender Kobold“. Wenn du das nächste Mal dieses Brot kaufst, denke daran, was du da isst! Siehst du, ich habe deinen Alltag gerade bereichert.
Dies kann auf vielfältige Weise geschehen. So kannst du durch deine individuelle Wahrnehmung und Art und Weise die Welt zu betrachten deinem Gesprächspartner neue Perspektiven aufzeigen. Du kannst etwas teilen, was du neulich in einem faszinierenden Buch gelesen hast oder was du bei der letzten Vorlesung gelernt hast. Dir war gestern langweilig und du hast einen spannenden Ted-Talk angehört und dabei einige interessante Dinge zu hören bekommen. Die Auswahl ist riesig. Das Geniale dabei ist, dass du dabei gar nicht über Quantenmechanik oder die neuste Politikwissenschaftstheorie palavern musst. Einfache Dinge aus deinem Alltag können ein erleuchtender Gesprächsstoff sein.
Beispiel
Nico: „Na, wie läuft´s Mann? Wie schlägst du dich durch die Corona-Krise? Ich habe schon keine Lust mehr auf meine vier Wände.“
Alex: „Ich war gestern Fahrrad fahren. Ich musste einfach mal raus. Ansonsten geht nicht viel. Ich habe heute eine Doku über den zweiten Weltkrieg geschaut und etwas Verrücktes gesehen. Hast du gewusst, dass die Japaner während dem Krieg eine riesen Flotte Heißluftballons losgeschickt haben? Die meisten sind aber irgendwo in den Bergen gelandet.“
Nico: „Wow, krasse Sache! Das habe gar nicht gewusst.“
Alex konnte aus seinem gewöhnlichen Alltag einen interessanten Fakt herausfiltern und Nico damit erhellen. Genau darum geht es! Es ist dabei jedoch darauf zu achten, mit wem man spricht und ein wenig Feingefühl wird dir dabei helfen, die richtigen Inhalte mit dem richtigen Gesprächspartner zu teilen. Generell gilt, dass du keine Scheu haben brauchst einfach zu teilen, was du interessant findest! Wenn du spannende Inhalte auch noch gekonnt an die Fähigkeit koppelst, gut Geschichten zu erzählen, dann wird es exzellent.
Es ist offensichtlich, dass dein Gesprächsstoff sich mit deinem Wissen erweitert. Je mehr du dir allgemeines Wissen über die vielfältigsten Themen anschaffst, desto mehr hast du auch zu erzählen. Bildung ist demnach das Schlüsselwort! Kunst, Medizin, Politik, Geschichte, Wissenschaft, Sport, Autos, Kultur, Natur, Theologie, Philosophie etc. Lese alles, was du in die Hände bekommst und gehe mit offenen Augen als ein Lernender durch die Welt.
Dies wird zu deinem eigenen Wachstum beitragen und dich zu einem interessanten Gesprächspartner machen. Wenn du derjenige bist, der aus der gewöhnlichen Gruppe heraussticht, da du etwas Außergewöhnliches erzählst und neue Ideen bringst, dann weckst du automatisch das Interesse anderer.
The End
Nachdem wir uns nun angeschaut haben, was die entscheidenden Faktoren in einem guten Gespräch sind, bleibt noch die Frage, wie das Gesamtpaket zum Einsatz gebracht werden soll. Was für die meisten Dinge im Leben gilt, das trifft auch hier den Nagel auf den Kopf: es geht um die Balance!
Wenn du nur Witze erzählst und die Leute zum Lachen bringst, dann bleibst du nicht mehr als der „Komiker“. Sehr wahrscheinlich erwarten die Leute gar nicht, dass sie durch dich Neues lernen oder ermutigt werden könnten. Außerdem kommt es auch ganz auf die Art des Gesprächs an. Bei einem Date steht die Verbindung im Vordergrund, währen beim Sonntagsgrillen mit dem Nachbar interessante Inhalte gewürzt mit einer ordentlichen Portion Humor wichtiger sind. Mit Feingefühl wirst du schnell merken was wann passt. Die optimale Kombination bleiben jedoch alle vier Bereiche zusammen.
Wichtig wäre es, sich selbst zu kennen und zu wissen, wo die eigenen Stärken sind. Jeder hat auf natürliche Weise eine Veranlagung zu einer oder mehrerer der vier Gesprächsarten. Frage dich also, was deine soziale Begabung ist und was du im Kontakt mit Menschen gibst! Betrachte das Gespräch als ein Geschehen, in welchem du ein Gebender bist! So kannst du ganz leicht bei einer der vier Säulen punkten, wobei du deine Fähigkeiten bei den anderen Säulen trainieren musst. In diesem Zusammenhang soll noch einmal betont werden, dass die Kunst der gepflegten Kommunikation eine Fähigkeit ist, die man sich zuerst aneignen muss. Dank der vielfachen Gesprächsmöglichkeiten, hast du genügend Gelegenheiten darin zu wachsen.
Je besser deine Gesprächskunst wird, desto mehr wirst du entdecken, dass Worte eine mächtige Waffe sind. Durch diese können die Menschen sehr leicht manipuliert werden. Du kannst dieses Skillset einsetzen, wie du möchtest, aber vergesse nie, diese Fähigkeit als GENTLEMAN mit Weisheit zu gebrauchen. Du bist an einen Tugend-Codex gebunden. Ein edler und göttlicher Charakter wird dich davon abhalten, alles andere als dies zu sein: ein Gentleman, mit dem jedes Gespräch lohnend und bereichernd ist!