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Luthers Medizinschrank: Sieben Medikamente gegen Sorgen

Erfahre, was Martin Luther gegen deine Sorgen empfiehlt.

 

Von Martin Luther haben bereits viele Menschen gehört. Von ihm kommen tiefsinnige Aussagen wie:

„Selbst wenn ich wüsste, dass die Welt morgen in Stücke zerfällt, würde ich immer noch meinen Apfelbaum einpflanzen.“

Auch heitere Schlussfolgerungen wie:

„Der Wein ist stark, der König ist stärker, die Weiber noch stärker, die Wahrheit am allerstärksten.“

Doch was weniger Leute wissen ist, dass er auch trotz seiner Scharfzüngigkeit und dem Hang kein Blatt vor den Mund zu nehmen, auch viele seelsorgerliche Inhalte erschaffen hat (vgl. Rolf Sons, Martin Luther als Seelsorger: Die Freiheit neu entdecken). Luther hatte wahrlich kein einfaches Leben:

  • Professor an der Wittenberger Universität
  • in seinem Haus lebten die Verwandten seiner Frau
  • er beherbergte Studenten, um seine Haushaltskasse aufzubessern
  • Predigtaufträge und Kampf für die reformierte Theologie
  • Verfassung von Werken wie dem Katechismus,
  • Kirchenvisitationen
  • Disputationen gegen Schwärmer
  • Ständiger Konflikt mit der römisch-katholischen Kirche etc. pp.

Bei all den Aktivitäten fand er dennoch die richtigen Medikamente, um sein Immunsystem gegen die hinterlistigen Angriffe des Sorgenvirus zu stärken. Hierbei sind besonders sieben Medikamente hervorzuheben, die ich bei einer Predigt aufgeschnappt habe und nun mit dir teilen möchte:

Gott vertrauen

Was ist Gott für dich? Gott vertrauen bedeutet alles zu erhoffen und in der Not bei ihm Zuflucht zu finden. Für David bedeutet dies:

„HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!“ (Psalm 18, 3)

Die 10 Gebote beginnen damit, uns zu zeigen, dass der HERR dein Gott ist. Er ist dein Vater. Vertraust du deinem himmlischen Vater und lebst du mit ihm in der königlichen Kindschaftsbeziehung?

Die Schöpfung betrachten

Erkenne Gottes Fürsorge in der Sprache der Schöpfung. Jesus drückte es folgendermaßen aus:

„Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?“ (Matthäus 6, 26-30)

Martin Luther schreibt dazu in seinem kleinen Katechismus:

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Was ist das? Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was Not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin.  Das ist gewisslich wahr.“

Glaubst du wirklich das, was Jesus über das Sorgen sagt? Lebst du danach? Was hält dich davon ab? Vielleicht helfen ja ein langer Spaziergang in der schönen Natur und ein intensiver Dialog mit Gott. Lasst uns für Augen eines Kindes bitten, dass die Schöpfung wahrnimmt als, das was sie dem Wesen nach ist:

„Die ganze Schöpfung ist das allerschönste Buch oder Bibel, darin sich Gott beschrieben und abgemalt hat.“ – M. Luther

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.“ (Psalm 19,1)

Von den Vögeln unter dem Himmel lernen

„Es fliegen die Vögelein vor unsern Augen über uns zu kleinen Ehren, dass wir wohl möchten unsere Hütlein gegen sie abtun und sagen: Mein lieber, kleiner Herr Doktor, ich muss bekennen, dass ich die Kunst nicht kann, die du kannst. Du schläfst die Nacht über in deinem Nestlein ohne alle Sorge. Des Morgens fliegst du wieder aus, bist fröhlich und guter Dinge, setzest dich auf einen Baum und singest, lobest und dankest Gott; darnach suchst du dein Körnlein und findest es. Pfui, was habe ich alter Narr gelernt, dass ich’s nicht auch tue, der ich doch so viele Ursachen dazu habe? Daher: Das Vögelein lässt seine Sorgen und hält sich in solchem Falle wie ein lebendiger Heiliger und hat doch weder Äcker noch Scheinen, weder Kasten noch Keller; es sing, lobt Gott, ist fröhlich und guter Dinge.“ – M. Luther (Dr. Martin Luthers Werke, 278)

Luther appelliert an uns für die Entscheidung für eine gelassenere Lebenshaltung. Dies trifft den Nerv unseres Zeitgeistes, der sich mit der unaufhaltsamen Jagd nach mehr charakterisiert. Aus welchem Auge betrachten wir unser Leben? Als Christen sollten wir das Leben aus den Augen des Glaubens betrachten.

Wer immer nur auf den Boden schaut, hat kein Auge für die Weite des Himmels.

Setze dich mal an einem freien Nachmittag in die Natur und sprich die Vögel an wie Luther mit „mein lieber kleiner Herr Doktor“. Vielleicht lehren sie dich ja etwas, dass du nicht mehr vergessen wirst.

Den Geiz überwinden

Hier lässt Luther kein Blatt vor dem Mund:

„Ein Geiziger kann nichts Nützlicheres und Besseres tun, als wenn er stirbt.“

Er hat sich sicher von Paulus inspirieren lassen, der in seinem Brief an den treuen Freund Timotheus schreibt:

„Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels; das hat etliche gelüstet und sie sind vom Glauben irregegangen und machen sich selbst viel Schmerzen.“ (1. Timotheus 6,10)

Luther sah die Verbindung zwischen mangelnder Genügsamkeit, Sorgen und Geiz schon damals an seinen Volksgenossen. Anscheinend hat sich in dieser Hinsicht in den letzten 500 Jahren nicht viel verändert:

„Denn es ist sonst kein Laster, welches das Evangelium mehr hindert und den Christen mehr Schaden tut als der Geiz. Und es ist dennoch so allgemein, dass die ganze Welt darin ersoffen ist, wie wir sehen. Denn jedermanns größte Sorge ist Tag und Nacht, wie er ernährt werden solle. Und das fördert den Geiz besonders, dass keiner sich an dem genügen lässt, was ihm Gott gönnt und gegeben hat. Alle wollen sie mehr haben und höher fahren. Wem Gott ein schönes Haus beschert hat, der wollte gern ein Schloss haben; hat er ein Schloss, so wollte er gern ein Dorf dazu haben und so fort, dass sich niemand genügen lässt, jedermann wollte gern höher kommen und mehr haben. Wo der Geiz und Stolz nicht wäre, hätten wir sonst alle genüg und würde keine solche Sorgen, Zusammenscharren und –kratzen unter den Menschen sein.“ (Die Predigten von M. Luther)

Nur Jesus kann uns von der Wurzelsünde des Geizes befreien, wenn wir auf die Knie gehen und ihn im Gebet bestürmen, damit er uns davon befreit. Es war Jesus Herzensanliegen uns zu offenbaren, dass Gott uns versorgt und uns so viel gibt, dass wir auch teilen und andere Mitmenschen dadurch segnen können.

Luther zeigt uns, in welchem Licht wir das Geben sehen sollen: Als geistliche Übung gegen den Geiz und die Sorgen.

Mit Humor den Sorgen entgegnen

Dass Luther ein sehr humorvoller Mensch war, bewies er unzählige Male, wie etwa durch einen Spruch, den sich jeder WC Besucher selbstprüfend zu Gemüte führen sollte:

„Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“

Ausgerechnet Luthers Ehefrau und Lebensstütze Katharina von Bora war dafür bekannt ein Sorgengeist zu sein. Dies wird vor allem im folgenden persönlichen Brief von Martin an seine „Käthe“ deutlich:

„Eisleben, 7. Februar 1546.

Meiner lieben Hausfrau Katharina Lutherin, Doktorin, Saumarkterin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frau zu Händen und Füßen.

Gnad und Friede im Herrn! Ließ Du, liebe Käthe, den Johannes und den kleinen Katechismus, wovon Du einmal sagtest: „Es ist doch alles in dem Buch mir gesagt.“ Denn Du willst sorgen für Deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da könnte zehn Doktor Martinus schaffen, wenn der einzige alte ersöffe in der Saale oder im Ofenloch oder auf Wolfs Vogelherd. Lass mich zufrieden mit Deiner Sorge; ich habe einen besseren Sorger, denn Du und alle Engel sind, der liegt in der Krippen und hängt an der Jungfrauen Zitzen, aber sitzet gleichwohl zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters; darum sei zufrieden. Amen.“ (Katharina – die starke Frau an Luthers Seite)

Wer würde es wagen so einen Brief an seine Frau zu schreiben? Dieses Medikament kommt allerdings nicht ohne den folgenden Hinweis aus: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker“.

Luthers Tipp an uns ist, den Sorgengeist mit Humor zu entwaffnen, auf den die folgende Definition zutrifft:

„Humor ist Verstand plus Herz geteilt durch Selbsterkenntnis.“ – François Truffaut

Sich die Sorge von der Seele singen

Martin Luther erkannte, dass es keine stärkere Allianz gibt, als die Musik und das Wort Gottes. Im Rahmen der eigenen Seelsorge sang Luther oft geliebte Choräle. Er sang sich förmlich die Sorgen von der Seele. Musik war ihm sehr wichtig:

„Musika ist eine Disziplin …, so die Leute gelinder, sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht. Musika ist das beste Labsal einem betrübten Menschen.“

Musik und Gesang erreicht alle Gemüter. So wird gerade für und mit Alten und Kranken viel gesungen. Warum wohl?

Musik lässt selbst einen Atheisten wie Friedrich Nietzsche in seinem Buch „Der Wanderer und sein Schatten“ zu folgender Feststellung kommen:

„Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt schuf.“

Wer schon einmal bei einem Konzert in der Fülle des Daseins fasziniert den Klängen der Musikinstrumente lauschte, unvergleichliche Glücksmomente im Herzen empfand und seine ganze Aufmerksamkeit der Gegenwart widmete, versteht, wenn Friedrich Theodor Vischer die folgende Schlussfolgerung zieht:

„Kein Bild, kein Wort kann das Eigenste und Innerste des Herzens aussprechen wie die Musik; ihre Innigkeit ist unvergleichlich, sie ist unersetzlich.“

Könnte Luther noch heute zu uns sprechen würde er uns bestimmt raten, Choräle und Lieder auswendig zu lernen und es uns zur Angewohnheit zu machen sie unserem Gott zu singen, v.a. wenn wir uns nicht gerade in einer Lobpreiszeit befinden. Auch der König David würde diesem Rat beipflichten:

„Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.“ (Psalm 98,1)

Wenn wir Gott Lieder singen, dann passiert etwas mit unserem Herz und Gemüt, da beginnt Gott an uns zu arbeiten.

An dieser Stelle möchte ich gerne mit dir ein altes und kostbares Lied teilen. Das Lied ist von William Cowper (1731-1800), einem englischen Rechtsanwalt und Dichter, der unter schweren Depressionen litt und durch dunkle Tränentäler ging, die nur sehr wenige von uns erblicken mussten. In der Psychiatrie fand er zum Glauben an Jesus und dichtete das Lied „God moves in a mysterious way“:

Gott wirkt oft geheimnisvoll

1. Gott wirkt oft geheimnisvoll

die Wunder seiner Macht.

Er wandelt auf dem stürmschen Meer

und hilft aus Not und Nacht.

2. Du furchtsam Volk, faß neuen Mut;

die Wolke, die dir droht,

ist voll Barmherzigkeit und schenkt

dir Segen groß von Gott.

3. Sieh, Gottes Absicht reifet schnell,

entfaltet sich mit Macht.

Mag auch die Knospe bitter sein,

süß wird der Blüte Pracht.

4. Unglauben trübet dir den Blick,

läßt keinen Sinn dich sehn.

Gott selbst enthüllet dir sein Tun

und läßt es dich verstehen.

Die Sorgen Gott an den Hals werfen

Das letzte Medikament bildet zusammen mit dem ersten die essenzielle Grundlage des Medizinschranks, mit dem sich ein Christ dem Sorgenvirus des Alltags entgegenstellen kann. Wieder wollen wir darauf hören, was Luther durch die Gnade Gottes in seinem eigenen Leben erlebt und erkannt hat:

„Wer ein Christ sein will, der lerne doch solches glauben, dass er sein Herz mit seinen Sorgen Gott auf seinen Rücken werfe; denn er hat einen starken Hals und Schultern, dass er es wohl tragen kann. Dazu solches geboten hat, dass man sie ihm auftrage und kannst so viel nicht auf ihn legen und werfen, er hat es noch viel lieber. Und verheißet dir auch, dass er will die Sorgen tragen für dich und Alles, was dir anliegt.“ (Geist aus Luthers Schriften)

Mit diesem Bild will uns Luther provozieren. In der heutigen Zeit wird es oft als egoistisch angesehen, wenn uns andere Personen mit ihren Sorgen ungebeten belasten. Aber mit Gott verhält sich das ganz anders. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir ohne falsche Rücksichtnahme alle Sorgen auf Gott werfen sollen.

Was meint Luther damit, dass Gott uns dies geboten hat?

In der Bibel lesen wir:

„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,7)

„Wirf dein Anliegen auf den HERRN; der wird dich versorgen und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen.“ (Psalm 55,22)

Klarer und einfacher, kann man diesen Befehl nicht ausdrücken.

Um den Kreis zu schließen, kommen wir wieder auf das erste Medikament zurück. Hast du radikales Vertrauen zu Gott? Vertraust du ihm, dass du ihm alle deine Sorgen auf den Hals werfen kannst und weißt, dass er dich versorgen wird?

Dieses Vertrauen entsteht nur aus der geschenkten Erkenntnis Gottes als unseren himmlischen Vater, seinen Absichten mit uns und seiner einzigartigen Offenbarung in Jesus Christus. Bitte Jesus darum, dass er dir seine Herrlichkeit zeigt und dich befähigt sie durch den Glauben zu erfassen, damit sie ihre wirklichkeitsverändernde Kraft in deinem Leben entfalten kann.

Um Gott zu vertrauen, müssen wir ihn kennen.

Offenbart hat er sich nur in seinem Sohn Jesus Christus. Nur über ihn lesen wir:

„Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe.“ (Hebräer 1,3)

Ich wünsche dir Gottes Segen bei der Kontemplation über jedes einzelne Medikament gegen die Sorgen deines Lebens. Bleibe nicht beim Lesen, sondern entscheide dich, diese Medikamente zu schlucken, damit diese ihre Heilungskraft in deinem Leben entfalten können. Möge Gott dir dabei die notwendige Kraft, den Segen und das Gelingen geben.

Vergiss nie: Gott hat einen starken Hals und Schultern.

Quellen

Bild: Tama66/ NeuPaddy/Pixabay

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