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Bonhoeffers Lektion: Das Rechte tun und wagen!

Für das Richtige etwas risikieren: eine Lektion vom Widerstandskämpfer Bonhoeffer.

Eric Metaxas nennt Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) in seiner Biografie den  „Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet“. Hinter der Wandlung von Bonhoeffer steht der Weg vom Denken zur Tat. Lasst uns auf die Suche gehen!

Dietrich Bonhoeffer wurde 1906 in eine Familie hineingeboren, die für ihren Intellekt bekannt war und in der Beherrschtheit und Sachlichkeit großgeschrieben wurde. Sein Vater hatte einen hohen Ruf als deutscher Psychiater und Neurologe, geheimer Medizinalrat, Ordinarius für Psychiatrie und Neurologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und Direktor der Klinik für psychische und Nervenkrankheiten der Charité in Berlin. Dietrichs Groß- und Urgroßvater mütterlicherseits waren bekannte Theologieprofessoren.

In diese großen Fußspuren trat Dietrich selbst ein: mit

  • 21 Jahren promovierte er in Theologie mit summa cum laude;
  • 22 Jahren begann er ein Auslandsvikariat in Barcelona und hängte ein Studienjahr in den USA an;
  • 23 Jahren folgte die Habilitation an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin;
  • 1930 legte Dietrich das zweite theologische Examen ab. Das für die Ordination vorgeschriebene Mindestalter von 25 Jahren hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht;
  • Es folgte ein Forschungsaufenthalt in New York, bevor Dietrich 1931 zum Pfarrer ordiniert wurde. Er erwarb sich rasch einen überregionalen Ruf als guter Prediger.

Dietrich Bonhoeffer hatte einen Hang zur Präflexion, d. h. ein übersteigertes Maß an theoretischer Analyse von Problemen, bevor sie angegangen werden. Das Gegenteil ist die Reflexion – die Bewertung von vollbrachten Taten und Engagement. Menschen wie Bonhoeffer haben eine unbändige Wissbegierde und sind deshalb offen, objektiver und detailverliebt. Sie ziehen sich aber gerne zurück, um vom Elfenbeinturm aus die Probleme der Welt bis ins Detail zu analysieren. Für sie muss jedes Detail und jede Frage geklärt sein, jeder denkbare Ausgang simuliert und alle Folgen des Handels und verbundene Risiken ergründet sein – erst dann folgt das Handeln.

Kommt dir das bekannt vor?

Die zwei Seiten des Pferdes

Nimm dir bitte einen Moment Zeit, um deinen eigenen Charakter und das daraus resultierende Verhalten hinsichtlich deinem Verhältnis von Gedanke und Tat zu bewerten. Wo erkennst du Probleme oder Baustellen, die du gerne schon längst aufgeräumt hättest? Bei diesem Thema kann der Mensch von beiden Seiten unseres Pferdes fallen: zum einen, wenn man dazu neigt, ohne Vorüberlegungen vorschnell zu handeln und zum anderen, wenn man durch zu viel Reflexion nicht zur praktischen Umsetzung gelangt. Wir wollen uns mit letzterem Missverhältnis näher beschäftigen.

Problematisch ist, dass man bei all den rationalen Überlegungen und der Theorie dazu neigen kann, überhaupt nicht zur Tat zu schreiten. Bonhoeffer musste lernen, dass echte Weisheit reflektierte Lebenserfahrung ist. Der anerkannte Theologe musste aus seinem weißen Elfenbeinturm schreiten und sich unter dem Volk die Füße und Hände schmutzig machen. Erst hierin erfährt Dietrich Bonhoeffer eine neue Freiheit. Diese speist sich aus der Erfahrung von Gottes Handeln, Führung und Allmacht.

Bundesarchiv Bild 183-R0211-316, Dietrich Bonhoeffer mit Schuelern.jpg

Anwendungsbeispiel: Bonhoeffer

Bonhoeffer vollzog diese Wandlung als er mit 29 Jahren zum Leiter des (illegalen) Predigerseminars der „Bekennenden Kirche“ ernannt wurde. Er erkannte, dass man auch als Christ unter bestimmten Umständen „dem Rad in die Speichen fallen muss“.

Vielmehr noch: Als er 1940 damit beginnt seine Kontakte für den Widerstand zu nutzen, um mit den Alliierten Verhandlungen einzuleiten, wird er vom Intellektuellen zum politischen Verschwörer. 1942 schließt er sich dem Widerstandskreis an, der Deutschland von Hitler durch ein Attentat befreien wollte. Am 5. April 1943 wird Bonhoeffer in Berlin Tegel wegen Wehrkraftersetzung zusammen mit seinem Schwager inhaftiert.

In einem Brief aus seiner Gefangenschaft fasst Dietrich Bonhoeffer seine Transformation in diesen einprägsamen Worten zusammen:

Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen, nicht im Möglichen schweben, sondern das Wirkliche tapfer ergreifen. Nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.

Tritt aus deinem ängstlichen Zögern heraus in den Sturm des Geschehens, nur von Gottes Gebot und deinem Glauben getragen, und die Freiheit wird deinen Geist jauchzend empfangen.“ (R. Rohr und A. Ebert, Das Eneagramm, S. 130)

Lasst uns alle diese folgenschwere Feststellung und lehrreiche Lebenslektion von Bonhoeffer an unsere Türe kleben, sodass wir jeden Tag erinnert werden, dass Gott von uns verlangt, in den Sturm des Geschehens zu treten. Heraus aus dem Boot zu ihm hin nur getragen vom gottgewirkten Glauben. Diese Schritte zum HERRN geschehen durch die Tat und nicht in der Flucht der Gedanken.

Woher nahm Bonhoeffer den Mut für sein Engagement? In seinem letzten Brief vor der eigenen Hinrichtung lässt er seinem Freund George Bell, den Bischof von Chichester, ausrichten:

„Sage ihm, dass es für mich das Ende ist aber auch der Anfang. Mit ihm glaube ich an das Prinzip der universellen christlichen Bruderschaft, die jede nationalen Interessen überragt und das unser Sieg gewiss ist.“

Aufgrund dieser Erkenntnis nahm Bonhoeffer eines Abends (Weihnachten 1944) in der Gestapohaft den Stift in die Hand und begann zu schreiben:

Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.“

Weitere Fragen zur Reflexion
  • Tendierst du eher dazu das Denken oder die Tat zu stark zu akzentuieren? Wo liegen deine Schwächen?
  • Fällt es dir einfach wie Petrus aus dem Boot zu steigen, wenn dich Jesus ruft?
  • Wie möchtest du in Zukunft Glaubensgehorsam üben, der dafür steht, dass wir nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes Gottes sind? (Jak. 1,22)
  • Lässt du Situationen in deinem Leben zu, wo du nur von deinem Glauben und den Verheißungen Gottes getragen wirst?
  • Warum glaubt Bonhoeffer, dass nur in der Tat die Freiheit liegt? Inwiefern bindet dich deine „Flucht der Gedanken“?
  • Wie drückst du deine Not in dieser Hinsicht im Gebet aus?
Bibelverse zur Kontemplation

„[…] dass ihr Frucht bringt in jedem guten Werk.“ – Kolosser 1,10

„Ich will dich segnen […] und du sollst ein Segen sein.“ – 1. Mose 12,2

„[…] dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien […] als guten Grund für die Zukunft.“ – 1. Timotheus 6,18 f.

„Wenn ihr dies wisst – selig seid ihr, wenn ihr’s tut.“ – Johannes 13,17

Quellen

R. Rohr, A. Ebert, Das Eneagramm, 2008

Eric Metaxas, Bonhoeffer: Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet, 2017

Bild: kellepics/Pixabay; Bundesarchiv, Bild 183-R0211-316 / CC-BY-SA 3.0

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